Neue Bündnisse gegen Krieg: Kein Frieden durch Rüstung

Aktionskonferenz von Rheinmetall Entwaffnen am 26.3.22 in Kassel

Schon lange vor dem russischen Angriffskrieg hatte das Bündnis Rheinmetall Entwaffnen eine Aktionskonferenz gegen Krieg und Aufrüstung für den 26.3.22 in Kassel geplant und konnte somit unmittelbar nach Kriegsbeginn eine bereits organisierte und gut vorbereitete Plattform bieten, die ein grosses Zusammenkommen antirassistischer Akteur*innen der Klimagerechtigkeitsbewegung, internationalistischer feministischer Gruppen und eigener Mitglieder im Bündnis möglich machte. So kamen aus ganz Deutschland ca. 150 Menschen, viele davon als Vertreter*innen für eigene Gruppen für einen Tag zusammen, um im Angesicht der durch den Ukrainekrieg auf allen gesellschaftlichen Ebenen verschärften Krise eine gemeinsame Positionierung und eine bewegungsübergreifende Handlungsfähigkeit gegenüber der 100 Milliarden schweren Hochrüstungskampagne der Bundesrepublik zu erarbeiten. In einem Podium zu Beginn des Tages, in Workshops und neu gegründeten Arbeitsgruppen wurden Aktionsideen und verschiedene Perspektiven auf Krieg und Militarisierung besprochen.
Auf dem Eröffnungspodium sprach Barbara Happe von Urgewald im Kontext der militärischen Aufrüstung die weltumspannenden Geschäfte der zu den bedeutendsten Munitionsproduzenten der Welt gehörenden Rheinmetall AG an, welche autoritäre Regierungen und Diktaturen mit Waffen beliefert und, wie sie berichtete, „seit 2014 den ständig steigenden Verteidigungsetat feiere“. Derzeit würde auf Regierungsebene das Momentum dazu genutzt werden, jeglichen noch bestehenden politischen Konsens auf Abrüstung ad absurdum zu führen. Von einer „Zeitenwende“, könne also laut Lukas von Rheinmetall Entwaffnen angesichts der fortlaufenden auch von deutschen Rüstungskonzernen mit Waffen unterstützen Kriege keinesfalls die Rede sein. Eine Wende bedeute immer einen Paradigmenwechsel, doch hier werde der kapitalistisch-patriarchale Normalzustand nichts anderes als fortgesetzt. In diesem gäbe es keinen Frieden, denken wir an Syrien, den Jemen, an Aghanistan, den Irak und Libyen, womit noch nicht jene Kriegsgeschehen genannt sind, die indirekt in einem Zusammenhang mit deutscher Politik stehen.

Deutsche Rüstung kommt auch im Krieg gegen die Kurden zum Einsatz

Was sich ändere, so Lukas, seien die Geschwindigkeit, die Sprache und die Verortung: Durch die Ukraine käme der Krieg näher in das Sichtfeld der deutschen Bevölkerung. Es bestätige sich heute, dass die bisherige jahrelange Arbeit des Bündnisses Rheinmetall Entwaffnen für sie genau der richtige Ansatz sei, um gegen die kapitalistischen Zustände aktiv zu werden.
Kerstin Pfeiffer von der FrauenLesbenGruppe Frankfurt und von Women defend Rojava verwies auf die Bedeutung einer feministischen Analyse der Militarisierung und brachte eine neue Perspektive hinein: Nicht bei den Waffen solle angefangen werden, sondern es sei gefordert, in den Alltag zu gehen und sich zu fragen: Wie kommt es, dass eine „so friedliebende deutsche Bevölkerung so schnell einen Konsens zur Aufrüstung“ findet? Um diese Zustimmung in der Bevölkerung besser zu verstehen, sei es notwendig, sich mit der Militarisierung des Alltags zu befassen, in dem patriarchale Gewalt eine Normalität ist. Dazu gehöre die gewaltsame Zerstörung der Natur ebenso, wie die Militarisierung der EU-Außengrenzen, die Pushbacks von Geflüchteten oder die übergroße Zahl der weltweiten Feminizide, also der Morde an Frauen, weil sie Frauen sind. Wäre z.B. Vergewaltigung im Alltag nicht akzeptiert, so wäre auch Vergewaltigung als Kriegswaffe nicht denkbar. Die Aufgabe sei es, die Gewalttätigkeit des Alltags sichtbar zu machen. Es geht dabei um eine umfassende Analyse, die in diesem Rahmen nur angerissen werden kann. Zynisch sei unter diesem Blickwinkel auch, wie zur Zeit davon gesprochen wird, mit den geflüchteten ukrainischen Frauen nun den Pflegesektor „aufzufüllen“. Für sie sei es nicht möglich, das Thema des Militarismus als getrennt von der patriarchalen Gewalt im Alltag zu betrachten. Waffen seien immer ein Teil des Ganzen.
Tamara Rewald von Ende Gelände lieferte eine ausführliche Erklärung über die Verbindung von fossilen Energien und Krieg, ein Thema, dass im Rahmen der Klimagerechtigkeit immer schon mitgedacht wurde, nun aber eine ganz neue Deutlichkeit und Fassbarkeit bekomme, indem akut zu beobachten sei, wie das fossile System durch die Militarisierung gerade ausgebaut werde, was die neue Energiepartnerschaft, die Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck mit Katar vereinbart hat, sowie die AKW- und Kohle-Laufzeitverlängerungen zeigen. Es brauche im Angesicht der Klimakrise stattdessen ein Embargo gegen alle fossilen Energieträger. Ende Gelände hat sich aus diesem Grunde dazu entschieden, sich mit dem Bündnis Rheinmetall Entwaffnen zusammenzuschliessen. Zum Energieverbrauch des Militärs erwähnte sie das Beispiel des Kampfpanzers Leopard 2, der auf 100 km 530 l Diesel verbrauche. Kriegsgerät dürfe vielmehr garnicht erst gebaut werden und auch so etwas wie „grüne Panzer“ seien selbstverständlich keine Option, denn sie werden hergestellt, alleine um zu zerstören. Die Klimakrise sei eine Mammutaufgabe, die auch nicht mit individuellen Scheinlösungen zu bewältigen sei, sondern mit dem Kampf für ein anderes System, das keine Rüstungsindustrie brauche.
Barbara Happe von Urgewald kam auf die kontrovers diskutierte Frage nach den Waffenlieferungen aus der BRD in die Ukraine zu sprechen. An dieser Stelle entstand eine rege und emotionale Diskussion auch mit den Teilnehmer*innen der Konferenz und es zeigte sich am Ende, dass es sinnvoll sein kann, Kontroversen deutlich zu formulieren, um entweder Missverstandenes zu berichtigen oder Positionen zu verdeutlichen. Mit Blick auf die Menschen in der Ukraine sei die berechtigte Frage zu stellen: Will man den Einzelnen die Waffe zur Selbstverteidigung verwehren? Eine andere Frage stellte sich dagegen: Ist es die Aufgabe von Aktivist*innen, die gegen Kapitalismus kämpfen, eine solidarische Hilfe wie die der Unterstützung einer legitimen Selbstverteidigung gegen einen imperialen Krieg von einem militärischen Programm der Bundesregierung ausführen zu lassen? Auch in ihren eigenen Gruppen, aus denen sie kommt, so berichtetete Barbara Happe, war die Frage nach der Richtigkeit von Waffenlieferungen heftig diskutiert worden.

Zur Frage der Waffenlieferungen

Die deutlich formulierte Solidarität mit den Ukrainer*innen, so kann der Konsens am Ende der regen Diskussion in dieser Frage beschrieben werden, kann nicht zugleich Militarisierung bedeuten. Die Heftigkeit des Brandes und eine Ausweitung des Krieges auch politisch anzuheizen sei nicht im Sinne der neuen Bündnisse gegen Militarisierung und Krieg.
Zur Sprache kam im Laufe des Tages auch die Forderung einer Dekonstruktion des neuen Begriffes der "Feministischen Außenpolitik". In den Rhetoriken, Diskursen und Debatten um Aufrüstung kommen tatsächlich Fragen der Frauenbefreiung, Geschlechtergerechtigkeit und sexueller Selbstbestimmung  verstärkt zum Einsatz. Mit Erfolg. Von vielen wird Außenministerin Annalena Baerbock dafür als "Feministin" gefeiert, auch wenn sie im selben Atemzug davon spricht, dass Deutschland "wieder  eine Militärmacht werden" müsse. Zusammen mit allen weiteren bild- und sprechreichen Medienpräsenzen des Krieges führt dies mit zu der kognitiven Militarisierung weiter Teile der Bevölkerung mit zutiefst antifeministischen Konsequenzen. Die Frage in der feministischen Arbeitsgruppe drehte sich darum,  diese Entwicklung entweder aufgrund ihrer Absurdität lediglich zu ignorieren, oder dem etwas Konkretes entgegenzusetzen.
Dies ist ein kurzer unvollständiger Bericht in dem ich nur Ausschnitte wiedergeben kann. Nach einem langen Tag der Workshops, Besprechungen und Treffen ging die Aktionskonferenz mit neuen Bündnissen, Plänen und Verabredungen zuende.

Interview Susanne Fasbender mit Detlef Hartmann im FFT Düsseldorf

Veranstaltung im Spielplan des Forum Freies Theater

One big union? Zur historischen Entwicklung unserer Kämpfe

hier geht es zum Video des Interviews

 

Ausgehend von seinem gemeinsam mit Christopher Wimmer geschriebenen Buch Die Kommunen vor der Kommune 1870/71, das 2021 anlässlich des 150-jährigen Jubiläums der Pariser Commune erschien, wird Susanne Fasbender im Interview mit Detlef Hartmann dessen Praxis und Theorie sozialer Revolution nachvollziehen.

In seinem langen Leben als sozialrevolutionärer Autor, Aktivist und Anwalt zahlreicher linker Aktivist*innen entwickelte Detlef Hartmann seit den 1968er Jahren eine einzigartige Analyse der kapitalistischen Sozialtechniken und der alle Lebensbereiche betreffenden Verwertung des Subjekts. Mit seiner Theorie der sozialen Revolution, die er vor dem Hintergrund einer umfassenden historischen Kenntnis weltweiter Kämpfe entwarf, lassen sich auch heute noch Antworten auf die drängenden Fragen linker Kämpfe finden.

So diskutiert Hartmann bereits in seinem 1981 erschienen Buch Leben als Sabotage: Zur Krise der technologischen Gewalt das „Leben als Strategie der Freiheit und des subjektiven Reichtums“. Aus ihm heraus könne sich ein autonomes revolutionäres Potential gegen die Innovationsdynamiken kapitalistischer Herrschaftslogik entfalten. Im zweiten Band seines als Trilogie angelegten Werks Krisen – Kämpfe – Kriege, der den Titel „Innovative Barbarei gegen soziale Revolution“ (2019, Verlag Assoziation A) trägt, erarbeitet er eine minutiöse Analyse der Massengewalt im 20. Jahrhundert von Deutschland, über die USA und Japan bis hin zur Sowjetunion. Es handelt sich um „ein radikales, aufrüttelndes Buch, das einen großen Teil nicht nur linker Geschichtsschreibung und Mythenproduktion auf den Prüfstand stellt – mit besorgniserregenden Perspektiven für die Zukunft –, und eines der wichtigsten Werke linker Selbstvergewisserung im noch kurzen 21. Jahrhundert.“

 

Übersicht der längeren Blogbeiträge

Alle weiteren Blogbeiträge mit Hinweisen zu neuen Videos und Interviews sind über die Kategorien zu finden.

NETTO NULL Dies Haus wird brennen   Klimaschutz und neokoloniale Offensive, Artikel über Nature Based Solutions, Emissionshandel und die dahiner stehen kolonialen Verhältnisse.

 

 

 

L277 Sieh das weite Land, das sie abreißen wollen    Abriss der langen Landstrasse die die Dörfer verbindet die in Garzweiler 2 noch abgerissen werden sooen, und nach diesr Aufnahme von 2014 schin abgerissen wurden (Immerath und Borschemich)

Unvergessene Fahrt auf der L277 nach Immerath im Sommer 2014

 

 

Kreative Verkehrswendeaktionen ohne Label

 

 

 

 

 

Interviews beim Feminist Futures Festival: Sarah Wansa, Jelena Miloš, Barbara Fried

 

 

 

 

UND NICHT MIT KRITISCH-ÄSTHETISCHER DISTANZ   Politischer Film und Gespräche auf der Globale Mittelhessen, Filmrezensionen der Filme: DAS KONGO TRIBUNAL, ORO BLANCO, DER ZWEITE ANSCHLAG

 

 

 

Feminist Futures Festivalbericht Teil 1  "Wir sind sichtbar im Namen aller vergessenen Frauen.“ Ruhrjugend eröffnet das Feminist Futures Festival in der Zeche Zollverein

 

 

 

„Mut statt kitschiger Hoffnung“ kleines Interview in der taz

 

Interview in M&R Melodie und Rhythmus mit Christian Stache, erschienen Dezember 2018

NETTO NULL Dies Haus wird brennen

Klimaschutz und neokoloniale Offensive

Dieses Kartenhaus wird in Flammen aufgehen, mit uns allen darin“

chasing carbon unicorns

The Deception Of Carbon Markets and “Net Zero”

Friends of the Earth International and Climate Justice Groups

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1. Die Gewalt des Emissionshandels

2. Technologisch bewältigtes Morgen

3. Tiefe Kluft der Vertreibung

4. Finanzen und Emissionen

5. Weit entfernte Zerstörung

6. „Making Peace with Nature“ - 30% der Erde als Naturschutzgebiet sind Grund zu großer Sorge

7. Vernichtung von Wissen

8. Wirkliche Kohlenstoffkreisläufe

9. Kapitalistische Machbarkeit - Externalisierung ist fundamental

10. Wie ein großes weisses „Wir“ das alles nicht sehen und denken muss

NETTO NULL-Dies Haus wird brennen.pdf

siehe auch die Kampagne von Survival International

 

1. Die Gewalt des Emissionshandels

Ich schreibe diesen Text, weil ich mehr und mehr wahrnehme, wie in der Politik, aber auch in den ihr gegenüber sich kritisch positionierenden Konzepten und Studien zu einer Klimaneutralität bis 2035 oder bis 2050 ein großes Problem der Gewalt, das der Emissionshandel mit sich bringt, und um das es in diesem Text geht, nicht erwähnt wird. So gut wie nie wird das System der Kompensation von Treibhausgasemissionen im Rahmen des EU-Emissionshandels auf seine rassistischen und neokolonialen Praktiken gegenüber zahlreichen Völkern und Gemeinschaften im Globalen Süden hin diskutiert, so gut wie nie auf seine schwerwiegenden Vertreibungen hin betrachtet, sondern in Gesamtkonzepten und -vorschlägen zur Reduzierung von Emissionen in der BRD stets als neutrales Instrument eines 1,5 Grad-Zieles propagiert. Im besten Falle ist die Rede von einem höheren zu erreichenden CO2-Preis, von Stellschrauben, „Verbesserungen“ oder von Bedingungen, an die Kompensationen geknüpft werden sollen, doch als Ganzes erscheint der EU-Emissionshandel im Rahmen dieser Konzepte mehr wie ein Nebelgespenst, das in Bezug auf sein Ausmass und seine Macht und Funktionsweise und in Bezug auf die Realitäten, die schon längst an anderen Orten der Welt geschaffen wurden, so gut wie garnicht ausformuliert wird und dadurch in der gesellschaftlichen Wahrnehmung auch nicht wirklich existiert. Die reale und machtvolle Dynamik und weite Verzweigung des Kohlenstoffmarktes, der sich in 25 Jahren aufbauen und tief in die Strukturen westlicher weisser Klimaschutzprogramme einschreiben konnte, wird schlichtweg so gut wie gar nicht diskutiert, geschweige denn lautstark bekämpft. Einzelne Kritiker*innen, die den Emissionshandel seit Jahrzehnten analysieren, beobachten und sich für seine Abschaffung stark machen, werden zu wenig gehört.

©Friends of the Earth International

Tausende wertvolle Bemühungen, CO2-arme Lebensweisen und Techniken auszuprobieren und daran in zahlreichen kommunitären, individuellen und auch wissenschaftlichen Projekten zu forschen, zeigen einen Drang nach postkapitalistischen und solidarischen Lebensweisen. In den großen Narrationen des internationalen Klimaschutzes wird spannenden grünen Community-Projekten jedoch oft ein Pathos planetarischer Zukunftsrettung zugeschrieben, das vom eigentlichen Charakter des tatsächlich praktizierten Klimaschutzes ablenkt. Indem der Emissionshandel zugleich kein Schwerpunkt in der Agenda der ansonsten hochaktiven Klimagerechtigkeitsproteste ist, wird die reale Gefahr, die von diesem System für eine zu rettende Zukunft ausgeht, verschleiert.
Die Empörung, es passiere „zu wenig“, bestätigt nur die „Richtigkeit“ des eingeschlagenen Weges, der nur „entschlossener“ gegangen werden sollte. Wenn das Problem als „Untätigkeit“ bezeichnet wird und die weitreichende Tätigkeit der Schaffung gigantischer Märkte mithilfe von Landnahmen und Vertreibungen übersehen oder trotz seines Ausmasses nur beiläufige kritische Erwähnung findet, wie soll ein dringend notwendiger System Change je wirklich adressiert werden?
Der Einfluss vieler Akteure des Emissionshandels reicht bis in große NGO’s und Institutionen hinein. Da auch Unterstützungsgelder und Jobangebote aus diesem Wirtschaftsbereich in die europäischen Umweltbewegungen fließen, verliert sich der klare Blick auf das Problem. Die berechtigte Sorge um das Erreichen der Kipppunkte, um das Nichterreichen der Klimaziele durch die Verschiebung des Kohleausstiegs müsste von einem Protest gegen die Macht eines bestehenden weissen Klimaschutzregimes begleitet sein, das in seiner umfassenden Funktionsweise mit dem Erhalt der fossilistisch angetriebenen Produktionsverhältnisse verwoben ist. Gerade weil die europäische Klimagerechtigkeitsbewegung seit vielen Jahren von immer größerer Bedeutung für einen kontinuierlichen Kampf für den Kohleausstieg und für die Erreichung der Klimaziele ist, sollten die neokolonialen Realitäten hinter Netto Null und dem Begriff CO2-Neutralität zentral in ihren Ruf nach Klimagerechtigkeit aufgenommen werden. Passiert das nicht, so wird die Bewegung bei allem guten Willen, den sie hat, den für das Erreichen der Klimaziele kontraproduktiven Auswirkungen des Emissionshandels den Weg bereiten.

The Bitter Course of Carbon Th/Sinking Zeichnung und Tusche, Susanne Fasbender 3/21

Das Kompensationsprinzip und seine vielen schwerwiegenden Auswirkungen auf Bevölkerungen und ihre natürlichen Umgebungen wird seit zwei Jahrzehnten besonders von indigen und bäuerlich geprägten Klimagerechtigkeitsgruppen, Aktivist*innen und Wissenschaftler*innen im Globalen Süden bekämpft. Das Indigenous Environmental Network und die Climate Justice Alliance rufen auf zu einer internationalen Solidarität gegen den Kohlenstoffmarkt:

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Klimabewegungen können besser Macht aufbauen und sich in Richtung einer gerechten Transformation bewegen, wenn sie Subventionen für fossile Brennstoffe bekämpfen. Sie sollten sich davor hüten, zur Legitimierung von Kohlenstoffpreisen und anderen "easy outs" für Verschmutzer benutzt zu werden.

Die Ungerechtigkeiten, der Rassismus und der Kolonialismus der Kohlenstoffbepreisung sind von internationaler Tragweite. Unser Widerstand muss ebenfalls international sein.

Wir alle atmen und teilen dieselbe Luft. Die heimischen regionalen Kohlenstoffmärkte sind dabei, zu einem globalen Kohlenstoffmarkt zu verschmelzen. Dieser globale Kohlenstoffmarkt würde eine WTO des Himmels sein. Kohlenstoffpreise wären ein Dach für den Kohlenstoffhandel, Kohlenstoffsteuern und Kohlenstoffausgleiche. Wir müssen unseren Kampf gegen die Privatisierung der Atmosphäre, der Natur und all diese falschen Lösungen für den Klimawandel globalisieren. Der Himmel ist eins und so muss auch unser Widerstand sein! [1]

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Die Erarbeitung des Themas begann schon bei meinen Arbeiten an der BRAND-Trilogie. Die Bedeutung des Kompensationsprinzips im Emissionshandel und die ihm zugrunde liegende Finanzialisierung der Natur, der Unterschied von Verschmutzungsrechten und Emissionszertifikaten, die Bedeutung von Biodiversitätszerstörungsgutschriften wurden in BRAND I (Klimaschutz, REDD-Proteste, Verschmutzungsrechte, erster Teil des Films) und auch in BRAND II (00:34:00, 00:51:40, 1:31:00) aufgegriffen und erklärt. Doch es blieb mir das Gefühl, noch nicht genug getan zu haben, um das Thema in seiner weitreichenden Problematik zu vermitteln.

2. Technologisch bewältigtes Morgen

Im Jahr 2021 scheinen nun auf der Biodiversitätskonvention CBD COP 15 vom 11. - 24. Oktober 2021 in Kunming in China und beim Treffen des Weltklimarates COP 26 in Glasgow im November 2021 unter den Titeln "New Deal for Nature",  „Making Peace with Nature“ [2] (auf der CBD COP 15) und „Race To Zero“ (COP 26) neue Weichen für Strategien gestellt zu werden, die das neokoloniale Kompensationsprinzip als zentralen Weg des internationalen Klimaschutzes mit einem „Netto Null bis 2050“-Projekt noch tiefer und langfristiger in das Zukunftsmodell eines fossilen grünen Wirtschaftens verankern sollen.

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Netto Null / März 21 / susanne fasbender

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Netto Null-Klimaziele sind das Ergebnis von Strategien, die es erlauben, fossile Energien weiter zu nutzen, während man hofft, dass neue Technologien einerseits und Baumplantagen, Wälder und Böden mithilfe des Kohlenstoffmarktes andererseits in der Lage sein werden, die Menge an CO2-Emissionen, die ein Land oder ein Unternehmen produziert, in Naturgebieten in Afrika, Asien und Südamerika wieder zu entfernen. Das Netto Null Projekt beinhaltet gleichzeitig Pläne für einen industriellen Ausbau städtischer und ländlicher Infrastrukturen mit erneuerbaren Energiesystemen und E-Mobilität, welcher zugleich abhängig sein wird von fossilen Brennstoffen und dem Abbau und Einsatz von großen Rohstoffmengen. Es sind mit Infrastruktur nun auch Landflächen, Wälder, Mangroven und Gewässer gemeint. „Schätzungen gehen davon aus, dass 75% der Infrastruktur, die bis 2050 vorhanden sein soll, heute noch nicht existiert“, sagt ein Bericht des UN Umweltprogramms. [3]
Ich verstehe darunter: Der Anteil dieser 75%, der sich auf Naturgebiete bezieht, „existiert noch nicht“ unter der Kontrolle von Staaten und Konzernen, die sie für CO2-Kompensation und als Rohstoffbasis der Zukunft sichern wollen. Dazu später in diesem Text.
Dekarbonisierung auf Netto Null bis 2050 tritt auf als ein Versprechen für eine technisch und finanziell machbare Verhinderung des Klimakollaps, für eine erreichbare Rettung der den Planeten bedrohenden Zukunft, repräsentiert einen deutlichen Rückgang von CO2-Emissionen und entwirft in Bildern von futuristisch begrünten Städten die Vision einer technologisch beherrschten Welt der Zukunft, eines Sieges über die einst angerichteten Schäden, die durch die in dieses Morgen hineinprojizierte Infrastruktur eines Grünen Wachstums wie ausradiert zu sein scheinen.
Diesem Projekt haftet etwas beruhigendes an, wahrgenommen als eine Möglichkeit, ein Vielleicht, auf jeden Fall aber als ein Nachweis für das Bemühen von Wirtschaft und Regierenden im Rahmen des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (United Nations Environmental Programme UNEP), welcher ausreicht, die Zukunftssorgen der für diese Aussicht adressierten Bevölkerungen auf morgen zu verschieben oder gar ganz zu vergessen. Mit aus sozialen und Umweltprotesten übernommen Begriffen wie Gerechtigkeit, Climate Action, Change und sogar Awareness, Wandel, Transformation, Energie Für Alle lese ich mich durch den Bericht „Making Peace with Nature“ des United Nations Environmental Programme (UNEP)

3. Tiefe Kluft der Vertreibung

In einer Gegenüberstellung der aktuellen Netto-Null-Pläne, deren administrative Techniken, privatwirtschaftliche Umsetzung und Überwachung vor Ort in den letzten Jahrzehnten in konkreten Projekten in Afrika, Asien und Südamerika erprobt und weiterentwickelt wurden und den dabei geschaffenen sozialen und ökologischen Realitäten tritt dabei eine tiefe grundlegende Kluft der Zerstörung, Vertreibung, Enteignung und Vernichtung von Lebenssystemen und -gemeinschaften hervor.
Die Verschmutzungsrechte werden an Orten hergestellt, also in Wäldern und Gebieten, in denen oft von Wald oder kleinbäuerlicher Landwirtschaft abhängige Völker und Dorfgemeinschaften leben. Hierfür arbeiten Konzerne mit Regierungen, lokalen Behörden und internationalen Umweltorganisationen zusammen. Viele Menschen werden aus ihrem Gebiet gewaltsam vertrieben oder in unmenschliche Verträge gezwungen. Oft werden sie beschuldigt, Umweltsünder zu sein und mit ihren zum Überleben benötigten Praktiken Wälder zu zerstören.
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"Netto-Null"-Ziele können also tiefe Ungleichheit und Ungerechtigkeit verbergen. Konzerne, Länder des Nordens und Eliten planen, weiterhin fossile Brennstoffe zu verbrennen, während sie davon ausgehen, dass die Wälder und das Land im globalen Süden ihre Emissionen auffangen werden und dass die Gemeinden an vorderster Front, Frauen und junge Menschen die Kosten mit ihrem Lebensunterhalt und sogar ihrem Leben bezahlen werden. [4]

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Es wird also in einem bestimmten Wald hauptsächlich in Afrika, Asien oder Südamerika oder einer hierfür gepflanzten Monokulturplantage, beide bezeichnet als Kohlenstoffsenken, die Fähigkeit der Bäume und Pflanzen wie auch von Böden, Kohlenstoff zu speichern, quantitativ bewertet und dieser Menge ein Preis gegeben. Obwohl es sich in der Praxis als schwierig erwiesen hat, für diese komplexen und sich verändernden Prozesse vergleichbare Einheiten zu definieren, werden CO2-Gutschriften erzeugt, die aus einer bestimmten Menge gespeichertem CO2 bestehen. Ein Unternehmen kauft also eine Anzahl an solchen Gutschriften, Verschmutzungsrechten, die der Menge an CO2 entsprechen, die von dem Unternehmen erzeugt wurden. So entsteht ein CO2-Bilanzwert Netto Null. Unternehmen können direkt in ein Klimaschutzprojekt investieren oder CO2-Gutschriften auf dem Markt erwerben. In einem Land mit einem Netto Null 2050 Ziel wie Deutschland entsteht eine Infrastruktur von Unternehmen, die den Zugang zu solchen Gutschriften gewährleisten. Ein Industrieunternehmen in der BRD kann durch den Kauf dieser Gutschriften erklären, dass es seine Emissionen reduziert hat, es kann sein Produkt als CO2-neutral und nachhaltig bewerben und so besser an die Erfordernisse einer grünen Zukunft angepasst verkaufen. Die Konsument*innen, also „wir“ als die Individuen der großen „Wir schaffen das gemeinsam“ - Erzählung (s.Kap. 10) werden sich eher für CO2-neutrale Produkte entscheiden. Der Unternehmer mag genauso viel CO2 emittieren wie zuvor, er kann aber dennoch sagen, dass er seine Emissionen reduziert hat, weil er sie an ganz anderer Stelle kompensiert hat.

4. Finanzen und Emissionen

Es werden die mächtigsten Gruppen ein Monopol für die Produktion und den Verkauf sauberer Luft, trinkbaren Wassers, wiederaufbereiteter Mineralien und heiler Umwelt errungen haben. Dies wird es ihnen ermöglichen, einen neuen Akkumulationszyklus einzuleiten, der nun aber auf Kapitalisierung der Natur, auf der Einverleibung aller das Leben auf Erden ermöglichen-den Faktoren und Vorraussetzungen durch das Kapital basieren wird. Damit schließt sich der Ring: Das Profitgesetz wird in die letzten Enklaven der Natur eingedrungen sein; die Luft selbst wird zu einer Ware geworden sein; der Totalitarismus des Kapitals und damit die Monopolisierung der Wirtschaft wird vollkommen sein.

Dies ist die natürliche Richtung der Trends, dem die Entwicklung folgen wird - eines Trends, der den Keim der letzten Krise, den Keim der barbarischsten Despotie in sich trägt. [5]

André Gorz, 1972

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Grafik aus dem booklet: Who benefits from REDD, Players and Power, www.carbontradewatch.org

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Der Netto-Null-2050-Plan sorgt in der Finanzwelt gerade für große Euphorie und für eine Dynamik, die auf langfristige Planungen hinweist und gigantische terrestrische Flächen betreffen könnte. Die Verfügbarkeit auf Unmengen an benötigtem Land, auf Flächen, Gewässer, Wälder und Land ist der wichtigste Faktor für diese 2050 Planung und muss gewährleistet sein. Erst kürzlich erschienen verschiedene Artikel über den Netto-Null Plan von Shell:
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Josh Gabbatiss von Carbon Brief hat Shells neuen "Sky 1.5"-Pfad unter die Lupe genommen und dabei einige verblüffende Annahmen entdeckt. Die wichtigste davon ist die Enthüllung, dass Shell denkt, dass Baumpflanzungen in der Größenordnung eines neuen Waldes von der Größe Brasiliens" erforderlich sind. Dadurch könnte in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts genug CO2 aus der Atmosphäre gesaugt werden, um sicherzustellen, dass die globale Erwärmung bis 2100 wieder auf 1,5°C zurückgeht, nachdem sie auf 1,7°C angestiegen ist.

Es wird Sie vielleicht nicht allzu sehr überraschen, wenn Sie erfahren, dass Shell auch der Meinung ist, dass Öl und Gas - derzeit seine beiden wichtigsten Produkte - bis 2100 nicht auslaufen werden. Daher, so die Firma, sei eine Aufforstung in epischer Breite notwendig. [6]

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Auf der Webseite der weltweit größten Investoreninitiative Climate Action 100+, die „sicherstellen soll, dass die weltweit größten Unternehmen, die Treibhausgase emittieren, die notwendigen Maßnahmen zum Klimawandel ergreifen“, sammeln sich die Namen großer Industrieproduzenten: Von Arcelor Mittal, dem größten europäischen Stahlhersteller, über Bayer AG, BMW, Daimler AG, Danone, E.ON, Nestlé, RWE, Siemens, thyssenkrupp AG, Unilever, bis zu Volkswagen, um nur einige allein aus dem deutschsprachigen Raum zu nennen.
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Fast die Hälfte der Unternehmen, die im Fokus von Climate Action 100+ stehen, haben sich dazu verpflichtet, bis 2050 oder früher Netto-Null-Emissionen zu erreichen, wie der aktuelle Fortschrittsbericht zeigt. Es gibt nun 545 Unterzeichner, die für ein verwaltetes Vermögen von über 52 Billionen US-Dollar verantwortlich sind und mit 167 Unternehmen über die Initiative zusammenarbeiten.[7]

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So schildert der Herausgeber des internationalen Wissenschaftsjournals Environmental Values und des 2017 erschienenen Routledge Handbook of Ecological Economics, Nature and Society Prof. Dr. Clive L. Spash die Situation in BRAND II:
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Am Ende haben wir ein System, das aus der Umwelt heraus Waren für den Finanzsektor zum Kauf und Verkauf erzeugt. Und dies sind große Märkte. Der Emissionshandel kontrolliert vielleicht keine Treibhausgase, aber er macht große Gewinne. Er schafft Finanzinstrumente, die wiederum Zwischenhändler hervorbringen, die wiederum Investments erzeugen, welche auf Futures-Märkten verkauft werden, welche wiederum Terminmärkte schaffen. Das ist eine Riesensache für die Finanzwelt und Milliarden fließen durch ihr System. Sie haben ganze Abteilungen für Klimawandel, es ist eine schwere Industrie geworden. Nachhaltigkeits-abteilungen im Bankenwesen - haben nichts mit Nachhaltigkeit zu tun. Aber sie haben viel zu tun mit Kommodifizierung und damit, Anlageprodukte durch den Markt zu treiben. Und wenn sie das dann noch mit Biodiversität machen können, können sie noch größere Märkte schaffen. Sie können Märkte verbinden, CO2-Märkte mit Biodiversitätsmärkten und dann noch mehr Finanzinstrumente schaffen. Und was hat das mit der Realität zu tun? Absolut nichts. Was hat das mit Rettung der Umwelt zu tun? Absolut nichts.[8]

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Larry Lohmann beschreibt bereits im Jahr 2008 in einer ausführlichen Analyse, wie Unwissenheit und Ignoranz im Kohlenstoffhandel produziert werden:
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Die unvermeidliche Jargon-Wolke des hoch zentralisierten, quantifizierungslastigen Regulie-rungsapparats, der den Kohlenstoffhandel ausmacht, hält selbst viele Journalisten und Umweltschützer in Unkenntnis darüber, wie wenig die Regierungen und das UN-System tatsächlich gegen den Klimawandel unternehmen. Nur wenige Mitglieder der Öffentlichkeit haben eine Ahnung davon, wie weit der Versuch, einen gigantischen globalen Kohlenstoffmarkt zu errichten, bereits fortgeschritten ist, geschweige denn von der Bedeutung der Akronyme und Fachbegriffe des Kohlenstoffmarktes wie Additionalität, Modellregeln, Methpanels, Supplementarität, Leakage, AAUs, CERs, ERUs, DNAs, DOEs, NAPs, PDDs, AIEs, SBIs, SBSTAs, COPs, MOPs, COP/MOPs und so weiter. Diese indirekte, aber höchst effektive Unterdrückung der öffentlichen Diskussion ist genau das Gegenteil der breit angelegten Basisdebatte und politischen Mobilisierung, die die Klimakrise braucht. [9]

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Wenn der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, im Vorwort des UN-Berichtes „Making Peace With Nature“, 2021, [2] betont, dass die Führungsrolle der Privatwirtschaft für diesen „Frieden mit der Natur“ wichtiger denn je sein wird, dann bilden Akteure wie die Weltbank, die Carbon Pricing Leadership Coalition (CPLC), oder die Institutional Investors Group on Climate Change (IIGCC), das Global Green Growth Forum (3GF) das Investor Network on Climate Risk (INCR), um nur einige zu nennen, Dachorganisationen für Großunternehmen und NGOs, Naturschutzorganisationen und Pensionsfonds die Funktionselite, die dem privaten Wirtschaftssektor und großen Kapitaleignern Wissen und Struktur bereitstellt, um die Vereinbarkeit von Klimaschutz und der weiteren Nutzung fossiler Energien ökonomisch zu stabilisieren.

5. Weit entfernte Zerstörung

Die im Rahmen der Klimakonferenzen vereinbarten Übereinkommen sind so gestaltet, dass Mechanismen wie REDD, Reducing Emissions of Deforestation and Forest Degradation oder CDM, Clean Development Mechanismus, (den es schon seit 1997 gibt, der vielleicht in ein Nachfolge-instrument übergeht) verschiedene Rahmen bilden, um auf unterschiedlichen technischen Wegen Kompensationsrechte zu erzeugen. Bei REDD z.B. geht es um das Einhegen von Wäldern mit hoher Biodiversität, um den Anbau von schnellwachsenden Monokulturplantagen oder auch um das Pflanzen gentechnisch veränderter Pflanzen und Bäume, im CDM geht es meist um die Errichtung von Anlagen.
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Empört über den zügellosen Landraub und Neokolonialismus von REDD haben Afrikaner*innen auf dem Weltsozialforum in Tunesien 2013 die historische Entscheidung getroffen, das No REDD in Africa Network zu gründen, um den Kontinent gegen den REDD-Angriff zu verteidigen.

Das No REDD in Africa Network warnt, dass REDD der ultimative Keil sein kann, mit dem die Tür für eine Invasion gentechnisch veränderter Nutzpflanzen und Bäume auf dem afrikanischen Kontinent geöffnet wird. Außerdem könnte es die falsche Vorstellung fördern, dass gentechnisch veränderte Pflanzen eine "klimafreundliche" Landwirtschaft ("Climate Smart Agriculture“) be-deuten. (Climate Smart Agriculture sieht vor, dass Bäuer*innen auf ihrem eigenen Land unter lokaler Kontrolle selber Verschmutzungsrechte erzeugen. Anm.sf). Böden, Wasser (blauer Kohlenstoff) und ganze Ökosysteme könnten dafür in Anspruch genommen werden. So könnte auch die Kultur der kolonialen Plantagenlandwirtschaft wieder aufleben, die auch als Cash Cropping' bezeichnet wird. In Afrika entwickelt sich REDD zu einer neuen Form des Kolonialismus, wirtschaftlicher Unterwerfung und Verarmung. [10]

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Im Rahmen des CDM (Clean Development Mechanism) hingegen werden z.B. Wasserkraftwerke gebaut, wobei deren niedrigerer CO2-Ausstoss im Vergleich zu einem angenommen höheren Ausstoß, der ohne den Bau dieses Wasserkraftwerkes angeblich erzeugt worden wäre, zu aus dieser Differenz berechneten Kompensationsgutschriften führt. So erklärt es die Biologin Jutta Kill, die seit Jahrzehnten zum Emissionshandel forscht in meinem Film „BRAND I Vom Eigentum von Land und Wäldern“:

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Und dieses Versprechen etwas nicht getan zu haben, keine Emissionen so in dem Maße verursacht zu haben wie es geplant war, wird transferiert in diesem neuen Markt in ein Recht, ein Eigentumsrecht, was ich als Käuferin erlange und was mir das Recht gibt, einen gesetzlichen oder einen moralischen Grenzwert hier zu überschreiten. Gutschrift, der Begriff sagt schon, ich habe etwas gut. Ich kann diese Gutschriften im Rahmen des Kyoto-Protokolls in Deutschland einlösen, wenn ich hier als Kraftwerksbetreiber oder als großer Industriebetrieb meinen Grenzwert an Emissionen, die mir zustehen, erreicht habe und dann kann ich mittels dieser Gutschriften, die ich erworben habe, mehr Emissionen freisetzen und gleichzeitig sagen, ich bewege mich aber immer noch innerhalb meines Grenzwertes, denn das, was darüber hinausgeht, habe ich anderer Stelle ausgleichen lassen. [11]

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In einer von tausenden Realitäten und für die Bevölkerung in der BRD unsichtbar, kann dann folgendes geschehen:
Für ein CDM-Projekt wird ein kohlenstoffarmes, auf traditionellem Wissen beruhendes Bewässerungssystem des Dorfes Sarona entlang des Bhilangana-Flusses im bergigen Uttaranchal in Indien zerstört:

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Das System nutzt poröse Felsdämme, um das Wasser sanft in kleine Kanäle zu leiten und gleichzeitig Schlamm durchzulassen. Das Wasser fließt dann in noch kleinere Kanäle, die terrassenförmig angelegte Reis und Weizenfelder versorgen, die dann das restliche Wasser wieder in den Fluss ableiten.[9]

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In dieser Region wird nun im Rahmen eines CDM-Projektes ein Laufwasserkraftwerk gebaut:

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Die SPEL (Swasti Power Engineering Ltd) erhielt die CDM-Zulassung Anfang 2007, um ein 22,5-MW-Laufwasserkraftwerk am Bhilangana-Fluss in Uttarakhand zu entwickeln. Das Unternehmen wird enorme Gewinne machen, da das Projekt registriert ist, um eine große Summe an Emissionsgutschriften zu generieren - 624000 CERs (Certified Emission Reduction) im Jahr 2012 und 1.093000 CERs im Jahr 2020, was in Geldwerten zwischen 8 und 15 Millionen Euro bedeutet.[12]

Nach einigen alarmierenden Hinweisen von NGOs in Delhi besuchten wir das Dammgebiet. Der Befund war erschreckend: Wütende Dorfbewohner beklagten sich über Schäden in mehr als 14 Dörfern. Sprengungen für den Bau des Tunnels, der das Wasser aus dem Bhilangana-Fluss zum Kraftwerk umleitet, hatten Risse in etwa 75 % der Häuser im Dorf Dewlang verursacht, darunter auch die Schule. Die Ausbrüche haben auch natürliche Wasserquellen verschoben, die jetzt trocken sind. Unverantwortliche Landbewegungen im Zusammenhang mit dem Bau des Projekts verursachen Erdrutsche, die Straßen und Wälder zerstören und das Ökosystem der Flüsse schwer beeinträchtigen, wenn der Schlamm in den Flussbetten landet. Der Staub aus dem Steinbrecher, der für das Baumaterial verwendet wird, hat die Felder, auf denen einst Reis geerntet wurde, unfruchtbar gemacht und provoziert Krankheiten bei den Futtertieren. [13]

Im März 2005 wurden 120 Dorfbewohner von Sarona Village verhaftet und für vier Tage ins Gefängnis gesteckt; 79 weitere, darunter Frauen, wurden im Juli 2005 verhaftet. Im November 2006 wurden mindestens 29 Menschen verhaftet und gezwungen, ein Dokument zu unterschreiben, dass sie ihren Widerstand aufgeben würden.

188 Staudammprojekte in verschiedenen Teilen Indiens haben mit Stand vom 29. Juni 2011 den CDM-Status beantragt. [12]

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In Uganda hat ein Kohlenstoffkredit-Baumpflanzungsprojekt im Mount-Elgon-Nationalpark, das die europäische Luftverschmutzung absorbieren soll, möglicherweise bis zu sechstausend Menschen, darunter das indigene Volk der Benet, gewaltsam vertrieben und Ernten und Häuser zerstört. Das Projekt beinhaltete den Vorschlag der niederländischen FACE Foundation und der Uganda Wildlife Authority (UWA), 25.000 Hektar Bäume zu pflanzen, um angeblich Emissionen aus dem Flugverkehr und einem 600-MW-Kohlekraftwerk in den Niederlanden zu kompensieren. Bis 2006 waren nur 8.500 Hektar gepflanzt worden. Trotz Versprechungen von Arbeitsplätzen wurden nur wenige Saisonarbeitsplätze geschaffen. Sowohl für den Nationalpark als auch für das Klimaschutzprojekt kam es zu Zwangsräumungen. Nach einer der Vertreibungen "wurden die Vertriebenen gezwungen, in Nachbardörfer zu ziehen, wo sie in Höhlen und Moscheen lebten." Einem Bericht einer lokalen Zeitung zufolge "töteten Parkranger im Jahr 2004 mehr als 50 Menschen."

Die lokalen Gemeinden haben unter Vertreibungen, Menschenrechtsverletzungen, Verlust von Land, Nahrung (einschließlich der traditionellen Speise Malewa (Bambussprossen), Einkom-men und Lebensunterhalt gelitten. Im Jahr 2002 erklärte der beauftragte Gutachter des Klimaschutzprojekts, die Société Générale de Surveillance Agrocontrol (SGS), dass für die Fortsetzung des Baumpflanzungsprojekts "mehr Menschen vertrieben werden müssen." Sie empfahlen sogar, dass "mehr Geschwindigkeit erforderlich sein könnte, um sicherzustellen, dass die Vertreibungen erfolgreich durchgeführt werden." Die Vertreibungen aus dem Nationalpark wurden fortgesetzt, während das Projekt vom Forest Stewardship Council zertifiziert wurde. Laut World Rainforest Movement wurden "Dorfbewohner ... geschlagen und beschossen, wurden von ihrem Land ausgeschlossen und mussten mit ansehen, wie ihr Vieh von bewaffneten Parkrangern, die die 'Kohlenstoffbäume' im Nationalpark bewachten, konfisziert wurde. Das 'Offset'-Projekt verkaufte Kohlenstoffgutschriften an Greenseat, eine niederländische Firma mit Kunden wie Amnesty International, dem British Council und dem Body Shop." [10]

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Recherchen des No REDD in Africa Network zeigen, dass das Kongobecken (Kamerun, Demokra-tische Republik Kongo, Kongo, Zentralafrikanische Republik), Uganda, Madagaskar, Kenia, Tansania und Mosambik einige der wichtigsten Frontlinien für REDD in Afrika sind.

6. „Making Peace with Nature“ 30% der Erde als Naturschutzgebiet sind Grund zu großer Sorge

Es sieht so aus, als seien wir mit unserem Klimaschutz an einem Punkt angekommen, von dem aus die endgültige physische Kontrolle über diese Gebiete erlangt werden könnte, die nach der ersten Runde des Kolonialismus noch in der Hand indigener Dorfgemeinschaften und Kleinbauern verblieben sind. Unabhängig davon, was die Zukunft tatsächlich bringt: Die neokolonialen Praktiken, auf denen das Netto Null Ziel beruht, werden heute umgesetzt und schaffen heute neue koloniale Verhältnisse.
Der im Februar veröffentlichte o.g. Bericht des UN-Umweltprogramms mit dem Titel „Making Peace with Nature“ begleitet den geplanten „New Deal For Nature“, der vorsieht, 30 % der Erde bis zum Jahre 2030 auf dem nächsten Gipfeltreffen der Biodiversitätskonvention CBD COP 15 in „Schutzgebiete“ umzuwandeln. 50% bis 2050 sind schon im Gespräch. Dazu weisen wichtige Akteure aus der Finanzwelt und der WWF deutlich auf die „Notwendigkeit“ hin, eine Öffnung für Nature Based Solutions (NBS) in das dazugehörige Rahmenwerk, das Global Biodiversity Framework (GBF) aufzunehmen.[14] Sind jene Nature Based Solutions Teil des Rahmenwerks dieser neu karto-graphierten Naturschutzgebiete, ist fast zweifelsfrei anzunehmen, dass sie den Weg frei machen für Kompensationsprojekte internationaler Netto Null Pläne, wobei dies aus guten Gründen nicht deutlich kommuniziert werden wird.

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In einer besseren Welt, die nicht auf Profit und Scheinbedürfnissen basiert, sondern auf Solidarität und der Befriedigung tatsächlicher Bedürfnisse, wären Naturschutzgebiete nicht notwendig. [15]

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Es ist bekannt, dass Naturschutzparks in Afrika seit der Mitte des 20. Jahrhunderts - ebenso wie in-zwischen auch die oben beschriebenen „Klimaschutzprojekte“ - eine ständige Bedrohung für die Lebensgrundlagen der dort ursprünglich lebenden Bevölkerungen sind, die für unterschiedliche Zwecke aus diesen Gebieten vertrieben und von Parkwächtern oft gewaltsam verfolgt werden.
Klaus Pedersen schildert in seinem Buch „Naturschutz und Profit“, wie es dazu kam, dass allein in Afrika im Namen des Naturschutzes 10-15 Millionen Menschen vertrieben wurden. Er zeigt die Hintergründe und Verfahren, die in den Ländern des Südens zu massiven Menschenrechtsverletzungen führen, um die biologische Vielfalt zu schützen.

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Die … fatale Entwicklung, die es schon seit Jahrzehnten gab, erhielt zusätzlichen Auftrieb, als der Vierte ‚World Parks Congress’ 1992 das Ziel verkündete, 10% der globalen Landfläche in Schutzgebiete zu verwandeln (ein Ziel, das offiziell 2003 erreicht, in Wirklichkeit aber deutlich überschritten wurde). An diesem Punkt begann ein Wettlauf um Fördergelder und Lobbyeinflüsse. Dieses Ziel lieferte diversen NGOs und „Entwicklungshilfe“-Programmen einen neuen Handlungsschwerpunkt. (vgl. West und Brockington 2006). Das naturzerstörerische Gesellschaftsmodell, das die als ’Naturschutzgebiete‘ bezeichneten Ausgleichsflächen erforderlich macht, wurde und wird von kaum einer Seite in Frage gestellt. [15]

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Die kenianischen Autoren John Mbaria und Mordecai Ogada geben z.B. in ihrem Buch „The Big Conservation Lie“ [16] eine ausführliche Schilderung des rassistisch-kolonialistischen, im Glauben an die europäische Überlegenheit verankerten, von weissen Viehzüchtern, Tourismusorganisationen und auch NGOs dominierten Wildtierschutzsystems, in dem Afrikaner*innen in die Rollen von Trägern, Fährtenlesern, Dienern - und „Wilden“ gedrängt werden. Außerdem werden ursprünglich dort lebende Menschen systematisch vertrieben, womit sie und ihre Familien Lebens- und Nahrungsgrundlage verlieren. Von Hunger angetrieben kehren viele von ihnen oft „illegal“ in ihre ehemals vertrauten Gebiete zurück, in denen ihnen z.B. das Jagen verboten worden war und werden dadurch zu „Wilderern“. Es ist davon auszugehen, dass der „Schutz“ der Gebiete, über die in der CBD COP 15 verhandelt werden wird, und welcher als großer Fortschritt im Biodiversitätsschutz verkündet werden wird, einen Rahmen bilden kann für Gebietssicherungen und privatwirtschaftliche neokoloniale Aneignungen.

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Für viele ist das Kartographieren eine unverdächtige Technik, die uns hilft, uns in der Welt zu orientieren. Was oft übersehen wird, ist, dass es darauf ankommt, welche politischen Agenden mit Mapping bedient werden.

Investoren und politische Führer konsultieren globale Karten, die zeigen, wo die "Schrumpfung von Nahrungsmittel produzierenden Regionen" "tolerierbar" ist. Wo "tropische Waldkohlenstoffbestände" am billigsten annektiert werden können. Wo landwirtschaftliche Flächen den niedrigsten oder höchsten Dollarwert haben. Wo neue "Korridore" zur Erleichterung von Handel und Produktion am einfachsten über Tausende von Kilometern politischer und topographischer Grenzen hinweg angelegt werden können um infolgedessen menschliche und nicht-menschliche Gemeinschaften umzustrukturieren. "Entwicklung zu bringen“ für die Betroffenen solcher durch diese Karten vorbereiteten, groß angelegten Investitionen wird gewöhnlich zur Verteidigung der Zerstörung angeführt. [17]

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Es wird also der Prozess der „Entwicklung“ stets narrativ begleitet von einer „Sorge“ um die indigenen Völker, um die Anerkennung ihres Wissens und ihre „Integration“ in den Prozess der Entwicklung. Eine Integration in den Markt jedoch steht schon an sich in einem totalen Widerspruch zu indigenem Wissen. Warum überhaupt sollen selbstbestimmt lebende Menschen, die sich womöglich oder teilweise außerhalb der kapitalistischen Sphäre ernähren und erhalten, eingebunden werden in das fossile Wirtschaftssystem, sind sie doch gerade diejenigen, die jene Gebiete, welche vom kapitalistischen Verwertungszwang noch nicht betroffen oder zerstört wurden, auf der Basis ihres komplexen traditionellen und ortsbezogenen Wissens seit Jahrhunderten pflegen und entwickeln? (Dabei geht es nicht ausschließlich um indigene Völker, sondern auch um kleinbäuerliche Dorfgemeinschaften, die sich selbst vielleicht nicht als indigen bezeichnen.)
Eine Kampagne von Survival International veröffentlicht dazu ein Video, das von dem nigerianischen Dichter und Aktivisten Nnimmo Bassey gesprochen wird. [18]

7. Vernichtung von Wissen

Dorfbewohner werden zu jenen, die "nicht verstehen", zu jenen, denen gegenüber es unfair wäre, ihnen die Vorteile westlicher Entwicklung vorzuenthalten, aber vor allem zu jenen, deren vorhandenes Wissen in einem Sinne unwiederbringlich "lokal" ist. [9]

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Ein neuer Bericht über die Bedeutung indigener Gebiete für die Erhaltung und die Pflege der Natur, an dem 20 Wissenschafter*innen beteiligt waren, zeigt, dass die von indigenen Völkern bewohnten und oder von ihnen verwalteten Gebiete die höchste Artenvielfalt und Biodiversität aufweisen. In dem Bericht wird davon ausgegangen, dass das Land indigener Völker 37% aller verbleibenden natürlichen Flächen auf der Erde ausmacht.

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Ungeachtet ihrer globalen Vielfalt drücken indigene Völker oft tiefe spirituelle und kulturelle Bindungen zu ihrem Land aus und betonen, dass die lokalen Ökosysteme Jahrtausende ihrer Verwaltung widerspiegeln, wobei das Land indigener Völker eine der ältesten Formen von Naturschutzeinheiten darstellt. [19]

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Jahrtausende von Wissen, das von unschätzbarem Wert wäre für eine Gegenwart und Zukunft nicht kapitalistischen, nicht auf Akkumulation ausgerichteten Zusammenlebens, welches wir das ‚Zusammenleben von Menschen, Tieren, Pflanzen, Erdreich, Luftreich und Gewässern’ nennen mögen. Mit „wir“ verstehe ich in diesem Fall kritisch Teilhabende einer eurozentristisch-kapitalistisch organisierten Lebensweise, die wir noch suchen nach neuen Begriffen für „Mensch und Natur“ und für deren Schaffung wir beginnen, uns damit auseinanderzusetzen, dass „die Binarität von NATUR/GESELL-SCHAFT für die immense Gewalt, Ungleichheit und Unterdrückung der modernen Welt auf direkte Weise verantwortlich ist“. [20] Lokales traditionelles Wissen kleinbäuerlicher und indigener Völker und Gemeinschaften spiegelt womöglich sein Eingebundensein in ein komplexes örtliches System der Biodiversität wider, das in einem simplifizierten Raster weltweit zu vergleichender Einheitswerte von CO2-Kompensationsgutschriften durch die multinationalen Akteure der Kapitaleigner und ihrer Funktionseliten vernichtet wird.
Wird ein Wort wie Ökosystemleistung bereitwillig in die Umweltsprache aufgenommen, dann wird durch die Zerspaltung des Lebens in zweckdienliche Subsysteme und seine Zerlegung in verwertbare, warenförmige Einheiten verhindert, dass es überhaupt zur Wahrnehmung komplexer Verschiedenheiten in der natürlichen Welt kommt, dass sich ein Verständnis dessen entwickelt, was NATUR in ihrer Gesamtheit ineinander verwobener Kreisläufe und womöglich diverser Ganzheiten bedeuten könnte, die wirklich zu schützen eine fundamentale Aufgabe für uns wäre. Alle noch so wichtigen und zukunftsweisenden Ansätze die schon bestehen, auch in urbanen Lebensräumen, Natur neu zu verstehen, Nachhaltigkeit zu leben, können sich als vergebens erweisen, wenn zugleich ein Kompensationssystem Leben zerstört und Menschen aus nachhaltigen Lebensweisen vertreibt.
Gerade weil der o.g. UNEP-Bericht von einem „Krieg der Menschheit gegen die Natur“ spricht, den es zu beenden gelte, ist doch sehr zu bezweifeln, dass diesem Ziel damit gedient wäre, wenn ausgerechnet jene noch gut erhaltenen Gebiete, die von diesem sogenannten Menschheitskrieg noch nicht betroffen sind, zu „Schutzgebieten“ mit der konzeptuellen Einbindung von „Nature Based Solutions“ zu erklären.

8. Wirkliche Kohlenstoffkreisläufe

Rund um das Netto-Null-Konzept werden also Finanzströme bewegt sowie Großkonzernen und Verschmutzern die Darstellung eines Netto-Null-Zieles bis 2050 ermöglicht. Dabei spricht vieles dafür, dass sogar die biologische Grundlage, also ein tatsächliches „Kompensieren“ von Treibhausgasemissionen, wenn überhaupt, nur in geringem Ausmass möglich wäre. Es gibt schlichtweg zu wenig Land auf der Erde. Und den eigentlichen Charakter von Kohlenstoff-Kreisläufen bedenkend, lesen wir folgendes:

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Theoretisch ist "Netto-Null" erreicht, wenn ein Gleichgewicht zwischen Quellen von Treib-hausgasemissionen und Senken besteht. Die einfache Gleichung verbirgt wichtige Unterschiede zwischen Quellen und Senken von Kohlenstoff. Diese Unterschiede werden weiter verschleiert, wenn man die gesamte Konversation (und ganze Ökosysteme) auf Moleküle von Kohlenstoff und Einheiten von CO2 reduziert.

Viele der "Lösungen", die derzeit propagiert werden, gehen fälschlicherweise und auf gefährliche Weise davon aus, dass all diese fossilen Emissionen in natürlichen Ökosystemen aufgefangen werden könnten. Aber das Kohlendioxid aus fossilen Brennstoffen, das ausgegraben und verbrannt wird, kommt zusätzlich zu dem Kohlenstoff, der bereits zwischen den aktiven Pools (Atmosphäre, Ozean und Land) zirkuliert. Wir setzen all diese Pools unter erheblichen Stress, indem wir sie dazu drängen, zusätzliches fossiles CO2 aufzunehmen, da ihre Kapazität dazu sehr begrenzt ist und die Auswirkungen dieser fortgesetzten Aufnahme enorm sind. Zum Beispiel erhöht das zusätzliche fossile CO2, das von den Ozeanen aufgenommen wird, dramatisch ihren Säuregehalt, mit katastrophalen Folgen für Tiere mit Karbonat in ihrem Körper, wie Korallen und Muscheln. Und wir alle kennen die Auswirkungen der steigenden CO2-Konzentration in der Atmosphäre, die im Jahr 2019 bei 410 ppm lag und natürlich weiter steigt.

Was die Wiederherstellung - oder sogar das Pflanzen von einer Billion neuer Bäume - jedoch nicht leisten kann, ist die Kompensation der laufenden, zusätzlichen Emissionen fossiler Brennstoffe. Um es mit den Worten von Professor Peter Smith von der Universität Aberdeen zu sagen: Wir können nicht einfach die Geosphäre (d.h. das CO2 aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe) in die Biosphäre stopfen. Kohlendioxid reichert sich in der Atmosphäre an und verbleibt dort für Hunderte bis Tausende von Jahren, so dass alle Minderungsstrategien den Umgang mit der laufenden Anreicherung berücksichtigen müssen.[14]

9. Kapitalistische Machbarkeit - Externalisierung ist fundamental

Das Konzept der Finanzialisierung der Natur, das dem Emissionshandel und dem Kompensationsprinzip zugrunde liegt, hat sich als „bahnbrechende“ Idee, biologische Prozesse und Kreisläufe in der Natur zu kodieren, zu quantifizieren und als Waren zu definieren, etabliert. Mit der Erkenntnis knapper werdender Rohstoffe und des Problems der Umweltzerstörung durch die industrielle Produktionsweise in den 1950er Jahren wurde eine grundlegende technologische und kapitalistische Machbarkeit gegenüber der Umweltverschmutzung postuliert. Vor dem bewährten theoretischen Hintergrund der „Externalisierung der Schäden“, das heißt der Ausblendung sozialer und ökologischer Zerstörungen gilt das Marktsystem als perfekt. Naturzerstörung, soziale Vertreibung, Verschmutzung und Gesundheitsfolgen gelten als „geringfügige Abweichung eines ansonsten perfekten Systems und liegen außerhalb der eigentlichen Ökonomie.“ [8]
Ein Rückblick auf kritische Umweltdiskurse der 1970er Jahre zeigt, wie deutlich das Problem schon vor 60 Jahren Zeit erkannt wurde.

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Hat die ökonomische Theorie auf diese Weise, das heißt unter Berufung auf das ökonomische Kalkül der neoklassischen Gleichgewichtsökonomik, das grundsätzliche Rechtfertigungsargument für diejenigen geliefert, die Umweltzerstörung als überraschende Katastrophe ausgeben wollen und Umweltschutz einer hinreichend alarmierten Öffentlichkeit als Schönheits-reparatur an einem prinzipiell funktionsfähigem System anpreisen, so lassen sich alle weiteren Schutzbehauptungen, die heute in der Umweltdiskussion schon zu gängiger Münze geworden sind, als Varianten dieses Hauptarguments nachweisen. Das grundlegende Argumentationsschema der bürgerlichen Ökonomie in Sachen Umwelt ließ bereits deutlich erkennen, worum es ging: Man setzt alles daran, die Frage nach den Ursachen der zunehmenden Umweltzerstörung nicht aufkommen zu lassen. [21]

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In seinem bereits i.J. 1952 erschienenen Werk „Soziale Kosten der Marktwirtschaft“ entwickelte der während des Nationalsozialismus in die USA emigrierte deutsche Nationalökonom Karl William Kapp eine erste auf westliche Gesellschaften bezogene politische Ökonomie der Umwelt, in der Kapitalinteressen nicht die Grundlage wirtschaftspolitischer und produktionsbezogener Entscheidungen bilden dürften. Er warnte schon damals davor, dass Umweltprobleme das drängendste Problem der Menschheit werden würden, wenn die menschlichen Bedürfnisse nicht als unbedingte Grundlage jener Entscheidungen Gültigkeit erlangen würden.
Stattdessen entwickelte sich jedoch eine Umweltschutzindustrie, die an die Profitinteressen der Verschmutzer angepasst war und zugleich zu einer großen Wachstumsindustrie der 1970er Jahre wurde. Die damals auch als „pollution industrial complex“ bezeichnete Entwicklung hat sich bis heute in komplexe Finanzsysteme hinein entwickelt, so dass der Philosoph André Gorz bereits i.J. 1972 erkennen konnte, das in Zukunft „… das Profitgesetz .. in die letzten Enklaven der Natur eingedrungen“ [5] sein wird.
Die Analyse einer als verheerend einzuschätzenden Entwicklung, in der die Bewältigung der Umweltprobleme vom Kalkül der Kapitalinteressen geleitet werden würden, war in den 1970er Jahren bereits vollständig vorhanden. Während Klimawandel und Naturzerstörung voranschritten, hat sich daran in den letzten 60 Jahren nichts geändert.
Der grundlegend von den Interessen der Kapitaleigner geleitete Klimaschutz wurde mit der Netto-Null-Projektion fundamental in die fossile kapitalistische Produktionsweise eingebunden und erfüllt nun das Ziel, ihr Fortbestehen zu gewährleisten, ihre Rohstoffbasis in den noch unzerstörten Gebieten zu sichern und das notwendige Ende der Nutzung fossiler Brennstoffe aufzuschieben.

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Doch anstatt sich darauf zu konzentrieren, wie man die Menschheit vor den Bedrohungen schützen kann, die mit der fortgesetzten Nutzung fossiler Brennstoffe verbunden sind, konzentrieren sich die meisten offiziellen Ansätze zum Klimawandel darauf, wie man die Nutzung fossiler Brennstoffe durch eine breite Palette von Industrie-, Transport und Dienstleistungs-unternehmen vor den Sorgen der Menschen über die globale Erwärmung schützen kann. Für fast alle Regierungen der Welt sind fossile Brennstoffe zu wichtig für ihre Macht, ihre Profite und ihre Paradigmen - bei der Schaffung und Disziplinierung von Lohnarbeit, der Steigerung ihrer Produktivität, der Beschleunigung des globalen Transports, der Gewinnung von Rohstoffen, der Förderung des Konsums, der Schaffung von Investitionsmöglichkeiten und der Führung von Kriegen - um auch nur in Erwägung zu ziehen, sie im Boden zu lassen. [1]

10. Wie ein großes weisses „Wir“ das alles nicht sehen und denken muss

Mit dem letzten Kapitel möchte ich mich - unvollständig und beginnend - der vereinfachten, weissen Sicht auf die Zusammenhänge von Umwelt, Produktion, Wirtschaft, Macht und Naturzerstörung in seiner heutigen, auf den Umgang mit den Problemen des Klimawandels bezogenen Form widmen. Es kann nur ein Anfang sein, denn das Thema benötigt jahrhundertweite Rückblicke in die patriarchale und weisse Konstruktion von Denken und Wissen, in die Entstehung des Konzeptes Rasse und ist von daher zu umfassend, um ihm in dieser Kürze wirklich gerecht werden zu können.
Vor dem Hintergrund des Imperativs, das wirtschaftliche Wachstumsmodell sei notwendig zu erhalten, wurde mit jahrzehntelangen Diskursen über die Wirksamkeit finanztechnischer Anreize, grünen Wirtschaftens, CO2-neutraler Produkte, mit dem Mantra, die Welt sei voller Lösungen, die Frage nach der Zerstörung der planetarischen biologischen Systeme mit einer simplen und inzwischen weitreichend verankerten Erzählung auf einen einfachen Nenner gebracht: Der „Mensch“ sei die Ursache des Klimawandels und ein „Wir“ könne diesen aufhalten. „Nur gemeinsam können wir“ das Klima retten, angeführt von Technologien, Märkten und Privatwirtschaft, von transnationalen Konzernen, die mit dem Ziel einer gerechten und grünen Zukunft für alle in Zukunft CO2-neutral werden. Es existiere eine offenbar durchweg homogene „Menschheit“, die in gemeinsamer Sorge um den sogenannten „planetarischen Notstand“ nun zu einer nie da gewesenen Einheit zu verschmilzen scheint. Die Teilhabenden im „Wir“ werden eine individuelle Schuldigkeit gegenüber der „Rettung der Erde“ als Kernfrage verstehen und ihre „CO2-Fußabdrücke“ gegeneinander vergleichen. So wird jede*r auf der Ebene der persönlichen „Verantwortung“ innerhalb einer Konsumgesellschaft aus *ihrer Sicht genug zu tun haben und muss sich, unabhängig davon, wie erforderlich reduziertes Konsumieren unbenommen ist, nicht mit der notwendigen und zentralen Machtfrage auseinandersetzen, geschweige denn die Entstehung eines weissen rassifizierenden Konzeptes „Mensch“ in Frage stellen.
Auch eine Kritik an der ideologischen Schaffung dieses „Wir“ in Umweltfragen begann schon in den 1970er Jahren: [8]

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Der Begriff „Katastrophe“ soll das unvorhersehbare signalisieren, damit aber gleichzeitig „Schicksalsgemeinschaft“ begründen helfen. Wir sitzen alle doch in einem Boot! heißt es dann, oder: „People find out people are the prime polluters“ oder: „We have met the enemy, and he is us:“[21]

Ein zentrales ideologisches Motiv der Umwelt-Diskussion, wie sie heute geführt wird, vielleicht sogar ihr Kernstück, ist die Metapher vom „Raumschiff Erde“. … „Gemeinnutz geht vor Eigennutz“, „Wir sitzen alle in einem Boot“ und dergleichen mehr. Der ideologische Zweck solcher vorschneller Globalisierungen liegt auf der Hand: verleugnet werden soll dabei allemal der kleine Unterschied zwischen Erster Klasse und Zwischendeck, Kommandobrücke und Maschinenraum. Einer der ältesten Tricks der Legitimierung von Klassenherrschaft und Ausbeutung feiert so im neuen Kostüm der Ökologie seine Auferstehung“ [22]

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Die breite gesellschaftliche Anerkennung einer technologisch und finanztechnisch zu bewältigenden Klimakrise, das breite Übersehen der Unwirksamkeit sowie der externalisierten Gewalt der Klimalösungen bestätigt die von vielen Denker*innen gestellte Diagnose einer im weissen gesellschaftlichen Wissen historisch verankerten „Nichtexistenz“ von der mit den eigenen Lebens- und Wirtschaftssystemen verbundenen Gewalt gegenüber „anderen“. Diese wichtige Analyse soll trotz der ja schon benannten Dimension des Themas nicht unerwähnt bleiben, denn gerade hier finde ich einen Anfang, eigenes weisses Denken zu verstehen, um einen transformativen Prozess hin zu einem richtig verstandenen Antirassismus und Antikapitalismus zu beginnen.
Es braucht Bücher, die schon längst geschrieben sind, Bücher von Schwarzen Denker*innen, die mit der Analyse von Antiblackness und weisser Herrschaft das Wesen von Eigentum, Macht, Subjekt, Gerechtigkeit, Freiheit und Identität neu denken. In einem mir vorher unbekannten Reichtum des Denkens und der Sprache wird die Erfahrung des transnationalen Versklavungshandels, der Plantagenökonomie aber auch die des „ex-slave-archipelago“ (Sylvia Wynter), zu einem Ausgangspunkt, von dem aus neue Perspektiven entstehen, die eine westlich geprägte Vorstellung davon, was „menschlich“ sein bedeutet, erschüttern kann.

Lesen für den Film: Erkundungen in unbekanntem Terrain: Arbeit am Rassismus ©susanne fasbender 2021

Die jamaikanische Schriftstellerin und Philosophin Sylvia Wynter spricht von einer westlich-bürgerlichen Konzeption des Menschlichen und des Menschen (human, Man), der sich im „fortwährenden Imperativ der Sicherung seines Wohlergehens“ innerhalb dieser Konzeption so „überrepräsentiert, als sei er das Menschliche selbst“. Zwischen diesem Imperativ und der „vollständigen kognitiven und verhaltensmäßigen Autonomie der menschlichen Spezies selbst“ spiele sich der zentrale Kampf des neuen Jahrtausends ab. [23]
Ich kann mithilfe dekolonialer Lektüren eine Verwandtschaft ausmachen zwischen dem Nichtsehenwollen der in Afrika, Asien und Südamerika ausgeübten Gewalt des Kompensationssystems und dem Charakter einer weissen Selbstwahrnehmung, die von einer epistemisch geprägten Gewaltfreiheit ausgeht und sie gleichsetzt mit der Vorstellung einer Nichtexistenz jener Gewalt.

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Durch einen Abgrund getrennt, der nicht nur materiell, sondern auch kognitiv und epistemisch zwischen der sogenannten Alten und Neuen Welt errichtet worden sei, wolle und könne der hegemoniale Blick all das gar nicht mehr sehen, was sich auf dessen gegenüberliegender Seite bewege. Was jenseits des für die herrschende Weltsicht Intelligiblen liege, werde nicht nur für minderwertig oder unverständlich, sondern schlicht für inexistent erklärt. Damit wird es unsichtbar gemacht - oder aber herangezogen, um den mittels epistemischer Gewalt zu anderen Gemachten nichts weniger abzusprechen als das Menschsein selbst.“ [24]

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Vor diesem Hintergrund lässt sich auch das Konzept des Anthropozäns für die derzeitige geologische Epoche, das als neue „Geologie der Menschheit“ mit der geplanten Festlegung seines Beginns auf das Jahr 1950 das Holozän ablösen soll, als ideologisches Beiwerk für die Konzeption technologischer und kapitalistischer Bewältigung der durch die „Menschheit“ verursachten Zerstörung des Planeten interpretieren.

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Für manche kündigt dieser Begriff auch eine Zukunft der Menschheit an, in der technisches Vermögen die widrigen Naturbedingungen erfolgreicher denn je in die Schranken weist. … Mit der Erklärung der "Menschheit" zum kollektiven Subjekt, zum "Wir" beanspruchter Selbstermächtigung werden tiefgreifende historische, politische und kulturelle Unterschiede zwischen den handlungstragenden Kräften eingeebnet. [25]

Mit dem Anthropozän haben wir eine bequeme Erzählung zur Hand. Bequem, weil sie die für natürlich erklärten Ungleichheiten, Entfremdungen und Gewaltformen, die in den strategischen Macht- und Produktionsverhältnissen der Moderne eingeschrieben sind, nicht in Frage stellt.

Eine allzu bequeme Geschichte, weil sie uns nicht im Geringsten dazu auffordert über diese Verhältnisse nachzudenken. Das Mosaik menschlicher Aktivitäten ist hier auf eine abstrakte Menschheit heruntergebrochen: eine homogen agierende Einheit, Ungleichheit, Kommodifizierung, Imperialismus, Rassenkonstrukte und vieles mehr sind von der Betrachtung größtenteils ausgenommen. Im besten Fall werden diese Verhältnisse anerkannt, aber als postfaktische Ergänzungen, nachdem das Rahmenmodell des Problems bereits festgelegt wurde. … Ein Narrativ, in dem das „menschliche Unterfangen“ den „großen Mächten der Natur“ gegenübersteht. [20]

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Ein Überbau wurde geschaffen, der im Angesicht des katastrophalen sozialen und ökologischen Zustandes der Erde, der Tötungen von Schwarzem Leben und anders Rassifizierten, von Frauen*, von Migrant*innen, von Umweltaktivist*innen, Journalist*innen und Menschenrechtsbeobachter*innen, der Vertreibung von Bevölkerungen in großem Ausmass, im Angesicht von 80 Millionen Geflüchteten weltweit im Jahr 2020 und außerdem im Angesicht der täglichen industriellen Tötung der Meeresfische, des ganzen Lebens und der Kräfte im Meer, der Millionen Nutztiere, der Vernichtung von Leben, Pflanzen, irdischen und unterirdischen Verflechtungen…
…in der Lage ist, eine breite Zustimmung für einen Netto Null Plan genau dort zu generieren, wo ein damit gemeintes „Wir“ sich retten will, das in jenem System am wenigsten für diese Rettung tun muss. Während die Ursachen der klimatischen und sozialen Zerstörungen mit einem vom Konzept Rasse grundlegend geprägten, jahrhundertealten weissen Handels- und Produktionssystem verbunden sind, das zahlreiche menschliche und nicht-menschliche Gemeinschaften ihrer Lebensgrundlagen beraubt, wird für jenes „Wir“ die Rettung des Planeten lediglich zu einem Netto-Null-CO2-Bilanzierungsvorgang.

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Das Anthropozän mag den Anschein erwecken, eine dystopische Zukunft zu bieten, die das Ende der Welt beklagt, aber Imperialismus und anhaltende (Siedler-) Kolonialismen haben Welten beendet, so lange wie sie je existierten. Das Anthropozän bemerkt erst jetzt das Aussterben, das es bei der Herstellung seiner Modernität und Freiheit immer wieder entschieden hat, zu übersehen. [26]

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„Die Menschheit führt einen Krieg gegen die Natur.“
Nein, nicht die Menschheit und nicht ihr Krieg.
Es ist der Raub derjenigen, die seit der Zeit des Kolonialismus glauben, dass ihnen die Erde gehört.

Und wir aber antworten: Die Erde gehört zu allen, die sie bewohnen. [27]

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Die Unsichtbarkeit des Schmerzes durch Vertreibung und durch Zerstörung von Leben, Wohnstätten und Umgebungen, des Schmerzes von in lebendigem Austausch miteinander verbundenen menschlichen und anderen Lebewesen gehört zu den Klimaschutzprojekten der Gegenwart ebenso wie diese Unsichtbarmachung die Geschichte des Reichtums der großen Industrienationen durchzieht.
SF April 21
Quellen:
1) Carbon Pricing A Critical Perspektive für Community Resistance / Indigenous Environmental Network und Climate Justice Alliance
2) UN Making Peace with Nature https://www.unep.org/resources/making-peace-nature
3) A new deal for Nature – Promote a Better Built Environment, UN Environment
https://wedocs.unep.org/bitstream/handle/20.500.11822/28334/Infrastructure.pdf?sequence=1&isAllowed=y
4) NOT ZERO: How ‚Net Zero‘ targets disguise climate action Gemeinsames technisches Briefing von Organisationen für Klimagerechtigkeit
5) Ökologie und Revolution - Eine Debatte zwischen dem französischen Philosophen Andre Gorz und dem derzeitigen Präsidenten der Europäischen Kommission Sicco Mansholt,1972 in Kursbuch 33, Ökologie und Politik oder die Zukunft der Industrialisierung, Hrsg Hans Magnus Enzensberger im Jahr 1973
6) Shell announces new emissions goals as it aims to be net-zero by 2050
7) Climate action 100 Pressekonferenz
https://www.climateaction100.org/news/climate-action-100-progress-report-records-accelerated-company-commitments-to-net-zero-emissions-but-gaps-remain/
8) Prof. Dr. Clive L. Spash in BRAND II Gegenwart der Dörfer und Befreiung von Natur (ganze Sequenz ab 01:31:00, Externalitäten: 00:56:00) https://brandfilme.org/filme/
9) Carbon Trading, Climate Justice and the Production of Ignorance: Ten examples Larry Lohmann, 2008
10) STOPPING THE CONTINENT GRAB AND THE REDD-IFICATION OF AFRICA No Redd in Africa Network
11) Jutta Kill in BRANDI Vom Eigentum an Land und Wäldern (1. Teil des Films)
s. Trilogie BRAND / Stream auf dieser Seite
12) Staudämme und CDM in Indien Jiten Yumnam unf Imphal Manipur
13) Bhilangana III Hydro Power Project: how 24 MW destroy 14 villages https://carbonmarketwatch.org/2009/10/12/bhilangana-iii-hydro-power-project-how-24-mw-destroy-14-villages/
14) chasing carbon unicorns: The Deception Of Carbon Markets and “Net Zero”, Friends of the Earth International and Climate Justice Groups
15) Naturschutz und Profit, Klaus Pedersen, UNRAST-Verlag, Münster, 2008
16) The Big Conservation Lie, John Mbaria und Mordecai Ogada,
Auburn, Washington, USA: Lens & Pens Publishing.
17) Out of the Grid: Resistance to Capitalist Mapping, Hendro Sangkoyo
in WRM Monthly Bulletin Issue 223 – April 2016
18) Survival International startet eine Kampagne, um "30x30" zu stoppen - "der größte Landraub der Geschichte" https://www.survivalinternational.org/news/12570?fbclid=IwAR1QJxh4d8ZPqGLX695KpY4RCMeYaETE6OzJR2wYgoKmY1ZgkLZ91y5ct7I
Das Video der Kampagne https://www.youtube.com/watch?v=xRc7Ez8uY7A
19) A spatial overview of the global importance of Indigenous lands for conservation
https://www.nature.com/articles/s41893-018-0100-6
20) Kapitalismus im Lebensnetz, Jason W. Moore, Matthes & Seitz, Berlin, 2020
21) Umwelt - Durch das Profitmotiv in die Katastrophe, Gerhard Kade in Ökonomie und Gesellschaft, Hrsg. Regina Monitor, 1972
22) Zur Kritik der politischen Ökologie in Kursbuch 33, Hans Magnus Enzensberger, 1973
23) Unsettling the Coloniality of Being/Power/Truth/Freedom: Towards the Human, After Man, Its Overrepresentation - An Argument, Sylvia Wynter
24) Claudia Brunner bezieht sich an dieser Stelle in ihrem Buch „Epistemische Gewalt - Wissen und Herrschaft in der kolonialen Moderne“ transcript Verlag, Bielefeld, 2020, auf den Soziologen Boaventura de Sousa Santos: Epistemologies of the South. Justice against Epistemicide (2014)
25) REZENSION/737: Kathryn Yussof - A Billion Black Anthropocenes or None Elektronische Zeitung Schattenblick http://www.schattenblick.de/infopool/buch/sachbuch/busar737.html
26) A Billion Black Anthropocenes or None, Kathryn Yussoff, University of Minnesota Press, Minneapolis, 2019
27) Achille Mbembe / Out of the Dark Night (Theory from the Margins) Video https://www.youtube.com/watch?v=sWHYQ6CqP20
weitere Quellen, Kampagnen und Filme
Kampagnen:
Survival International startet eine Kampagne, um "30x30" zu stoppen - "der größte Landraub der Geschichte" https://www.survivalinternational.org/news/12570?fbclid=IwAR1QJxh4d8ZPqGLX695KpY4RCMeYaETE6OzJR2wYgoKmY1ZgkLZ91y5ct7I
Das Video der Kampagne
https://www.youtube.com/watch?v=xRc7Ez8uY7A
https://nodealfornature.org/#home
https://co2colonialism.org/
Filme:
Banking Nature
https://nodealfornature.org/#banking-nature
The Carbon Rush
https://www.youtube.com/watch?v=sPfTUrQLARw
weitere Quellen:
Paths Beyond Paris: Movements, action and solidarity towards Climate Justice
http://www.carbontradewatch.org/articles/paths-beyond-paris-movements-action-and-solidarity-towards-climate-justice.html
REDD: A Collection of Conflicts, Contradictions and Lies,
Bericht mit 24 untersuchten REDD-Projekten von Jutta Kill. https://www.deutscheklimafinanzierung.de/blog/2015/03/konflikte-widerspruche-und-lugen-rund-um-redd/
Umfangreiche Webseite: Redd Monitor
https://redd-monitor.org/
Is White Innocence Holding Back Climate Movements?
http://www.thecornerhouse.org.uk/resource/white-innocence-holding-back-climate-movements
UN und Pro-Quellen
Global Assessment Report on Biodiversity and Ecosystem Services
https://ipbes.net/global-assessment
LEADERS’ PLEDGE FOR NATURE
https://www.undp.org/content/undp/en/home/news-centre/news/2020/world-leaders-
A Global Deal For Nature: Guiding principles, milestones, and targets
https://advances.sciencemag.org/
https://advances.sciencemag.org/content/5/4/eaaw2869/tab-pdf

# L277 Sieh das weite Land, das sie abreißen wollen

Sieh das Video: Unvergessene Fahrt auf der L277 nach Immerath im Sommer 2014
Das Bündnis Alle Dörfer BLEIBEN wehrt sich gegen den voranschreitenden Ausbau des Tagebaus Garzweiler 2: Am 20.7.2020 beginnt RWE mit dem Rückbau der schönsten Strasse im Rheinischen Braunkohlenrevier, der L277. Früher führte sie zwischen den Dörfern Borschemich, Immerath und Pesch im Osten und Kuckum, Keyenberg, Unterwestrich, Oberwestrich, Berverath, Lützerath und Holzweiler im Westen entlang. Diese Strasse war bei den Dreharbeiten zur Trilogie BRAND meine erste Begegnung mit den Abrißdörfern Pesch, Immerath und Borschemich. Heute sind diese abgerissen. Der Immerather Dom, der weit über das Land zu sehen war, wurde 2018 zerstört. Von allen anderen Dörfern soll nach der Planung nur Holzweiler stehen bleiben. Immer noch darf RWE sich auf das Bergrecht berufen, das den Abriß der Dörfer mit dem "Wohle der Allgemeinheit" begründet sowie mit der "Versorgung des Marktes mit Rohstoffen, der Erhaltung der Arbeitsplätze im Bergbau" und dem "Bestand oder der Verbesserung der Wirtschaftsstruktur". Völlig unbeirrt von den jahrzehntelangen Protesten der Bevölkerung und der Umweltbewegung wird RWE's, - ehemals Rheinbrauns - Abbaggerungskonzept des Rheinischen Braunkohlenreviers, das in seiner heutigen Form ca. i.J. 1950 begonnen wurde, durchgezogen. Dabei bleiben Klimawandel und Naturzerstörung die ewig externalisierten Nebeneffekte kapitalistischer Produktion, die selbstverständlich auf dem Rücken der Bevölkerung von dieser getragen werden müssen. Dass der Schutz derartig gigantischer Landschaften nicht dem Wohle der Allgemeinheit zu dienen scheint, dass die Zerstörung bester landwirtschaftliche Lößböden und weiterer wunderschöner uralter Dörfer mit ihren vielen Baudenkmälern heute noch möglich ist zeigt die tiefe Spaltung zwischen Kapital und Bevölkerung, die eher größer als geringer zu werden scheint und auch mit den klimatechnischen "Lösungen" eines Green New Deals auf derselben Wachstumslogik aufbauen wird,  dieselben Ungleichheiten benötigen wird, die seit jeher den stetigen Zugriff auf das Land und die Körper anderer Bevölkerungen im globalen Rahmen möglich machen.

 

 

Verschwindende Orte – etwas Kooperation

Landkarte, ausgestellt in „Verschwindende Orte oder was uns retten kann“, einem Theaterstück von Eva Maria Baumeister Bild: ©brandfilme.org 2019

Diese Landkarte enthält ca. 80 Orte inkl. Mühlen und Weiler, die seit den 1950er Jahren für den Braunkohlenabbau weggebaggert wurden, sowie die Orte von Garzweiler II, die die Initiative „Alle Dörfer bleiben“ noch retten will. Sie wurde von mir für den Film BRAND II, den Film über die Dörfer, ausgearbeitet und gebaut und findet nun auch Verwendung im Bühnenbild des Theaterstückes „Verschwindende Orte oder was uns retten kann“ von Eva Maria Baumeister. Zusätzlich sind auf dem Bild hier in rot noch die vom Tagebau Garzweiler II betroffenen Orte am Rande des Tagebaues zu sehen.

„Verschwindende Orte oder was uns retten kann“ Theaterstück von Eva Maria Baumeister hier mit dem Chor, der in BRAND II die Entwidmung des „Immerather Doms“ begleitet hat: Kirchenchor Tenholt/Granterath/Hetzerath Foto:©brandfilme.org 2019

Es hat mich sehr gefreut, als Eva Maria Baumeister mich aufgrund des Films BRAND II kontaktierte um sich mit mir über ihr geplantes Theaterstück auszutauschen, was sich nach einem ausgiebigen Treffen als sehr fruchtbar erwies:

Ausschnitte aus den brandfilme-Interviews mit Marlies Bereit (BRAND I und BRAND II), der alten Dame des Kirchenvorstandes des „Immerather Doms“, Kirche St. Lambertus, und Ausschnitte aus dem Interview mit Elisabeth Hoffmann-Heinen (BRAND II), die in den 1980er Jahren in der Initiative „Stop Rheinbraun“ sehr aktiv war und nun auch bei „Alle Dörfer bleiben“ wieder mitarbeitet, werden nun in diesem Theaterstück als Tondokumente auf die Bühne gebracht.

Marlies Bereit war in dem Interiew, das ich in ihrem Haus in Immerath-Neu im Jahr 2014 mit ihr durchführte, von Trauer erfüllt, den Tränen sehr nahe, doch sie versuchte tapfer, ihre Gefühle so wenig wie möglich zu zeigen. Ihr Mann war kurz nach der Umsiedlung plötzlich und unerwartet verstorben und auch sie verstarb im Jahr 2015. Ich bin dankbar dafür, ihre Stimme in meinen Filmen verewigt haben zu dürfen.

Susanne Fasbender

Kreative Verkehrswendeaktionen ohne Label

Foto: #autofrei #Verkehrswende #blockVW

Interview Jörg Bergstedt in der Projektwerkstatt Saasen ©brandfilme

JÖRG BERGSTADT ist Umweltaktivist und Aktionsstratege und spricht in diesem Interview über die Ursprünge und das Konzept der Projektwerkstatt Saasen als offener Raum für alle, die Aktionen durchführen wollen, über die Bedeutung von kreativen und inhaltsreichen Verkehrswendeaktionen an den Beispielen Gießen und der VW-Blockade 2019 und erläutert seine Sicht auf die Entwicklung von Aktionskonzepten, labelfreie Großaktionen und warum sie ohne Label mehr Wirkung entfalten können.

Interviews beim Feminist Futures Festival: Sarah Wansa, Jelena Miloš, Barbara Fried

Die politische Lektion, die wir "Caliban und die Hexe"entnehmen können, lautet in der Tat, dass der Kapitalismus als sozio-ökonomisches System zwingend auf Rassismus und Sexismus angewiesen ist. Denn der Kapitalismus muss die Widersprüche, die seinen gesellschaftlichen Verhältnissen innewohnen, rechtfertigen und mystifizieren: Seinem Freiheitsversprechen steht die Realität weiterverbreiteten Zwangs, seinem Wohlstandsversprechen, die ebenso weiterverbreiteten Elends gegenüber. Der Kapitalismus rechtfertigt und mystifiziert solche Widersprüche, indem er die „Natur“ derjenigen, die er ausbeutet, verunglimpft, also die der Frauen, der kolonialen Subjekte, der Nachkommen afrikanischer Sklaven und der von der Globalisierung entwurzelten Migranten und Migratinnen. Den Kern des Kapitalismus macht nicht nur die symbiotische Beziehung zwischen vertraglich geregelter Lohnarbeit und Versklavung aus, sondern auch die damit einhergehende Dialektik von Akkumulation und Vernichtung der Arbeitskraft.  Dafür haben Frauen einen hohen Preis gezahlt: mit ihren Körpern, ihrer Arbeit und ihrem Leben.
Es ist daher ausgeschlossen, den Kapitalismus mit irgendeiner Form der Befreiung in Verbindung zu bringen oder die Langlebigkeit des Systems aus seiner Fähigkeit zur Befriedidung menschlicher Bedürfnisse zu erklären. Wenn der Kapitalismus in der Lage gewesen ist, sich zu reproduzieren, dann nur aufgrund der Ungleichheit, die er in den Körper  des Weltproletariats integriert hat, sowie aufgrund seiner Fähigkeit, die Ausbeutung zu globalisieren. Dieser Vorgang entfaltet sich noch heute vor unseren Augen, wie er es die letzten fünfhundert Jahrelang  getan hat.
Der Unterschied besteht darin, dass der Widerstand dagegen heute ein globales Ausmaß angenommen hat.
aus: Caliban und die Hexe von Silvia Federici

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Sarah Wansa arbeitet im 2017 eröffneten Büro der Rosa Luxemburg Stiftung in Beirut. Sie konzentriert sich in dem Interview besonders auf die Anfänge ihrer politischen Arbeit, in der sie im Rahmen eines Jobs für eine NGO eine systematische Erfassung von geflüchteten Menschen in Haft erarbeitete, indem sie zahlreiche Besuche und Befragungen in Gefängnissen durchführte. „Der Staat entscheidet wer sichtbar und wer unsichtbar ist“. Bis heute arbeitet sie daran, diese Geschichten sichtbar zu machen. Hier geht's zum Interview
Jelena Miloš ist aktiv bei der Plattform Zagreb je NAŠ, ein Zusammenschluss von Aktivist*innen und Parlamentarier*innen in Zagreb. Es geht darum, Forderungen aus den sozialen Bewegungen direkt in die lokalen politischen Handlungsräume zu tragen, dort entscheidend mitzuwirken, gleichzeitig aber dem Kollektiv verpflichtet zu bleiben. Wie sie bereits politische Strukturen verändern konnten, ohne dabei die üblichen Kompromisse einzugehen, erzählt sie in diesem Interview.

Dr. Barbara Fried ist Leitende Redakteurin der Zeitschrift «LUXEMBURG» der Rosa Luxemburg Stiftung und ist Mitorganisatorin des Feminist Futures Festivals 2019. Sie erklärt in diesem Interview den intersektionalen Charakter des Festivals und der internationalen feministischen Bewegungen. Dabei gibt sie einen ersten Einblick in das weite Spektrum der Thematiken, die in der zur Zeit global anwachsenden feministischen Bewegung verhandelt werden.

 

Susanne Fasbender

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Dannenröder Waldbesetzung

Die Waldbesetzung im Dannenröder Wald besteht seit Oktober 2019 und richtet sich gegen den Bau einer Autobahntrasse der A49 in Hessen.

Dannenröder Waldbesetzung Filmstill aus dem Video ©brandfilme.org

Die Aktivist*innen kämpfen setzen sich für eine Verkehrswende ein

Zeitzeugin der Braunkohle

AURELIA KIRSCHBAUM war 40 Jahre lang Krankenschwester in Grevenbroich, nahe dem Kraftwerk Frimmersdorf. Sie kämpfte Jahrzehnte

Aurelia Kirschbaum Link zum Interview ©brandfilme 2018

für eine Aufklärung der Gesundheitsschäden durch die Braunkohlekraftwerke, und dokumentierte als Zeitzeugin eine wachsende Zahl von Krebserkrankungen in der Umgebung.

Uranabbau auf Diné (Navajo) Land

LEONA MORGAN  Leona Morgan, eine Diné berichtet von dem durch Uranabbau

Leona Morgan Uranium Mining on Diné (Navajo) Land Link to the Interview ©brandfilme 2018

kontaminierten Land der Diné (Navajo) Kultur in New Mexico. Sie kam nach Deutschland um ihre Kämpf gegen Uranabbau mit dem hiesigen zu verbinden, denn auch Uran ist nicht kohlefrei, und auch das europäische Unternehmen URENCO (1/3 RWE und EON) betreibt Urananreicherung in New Mexico. "How do we make our fights one?"

Sudan: Überleben bei 50°

NESSRIN HAMDOON war eingeladen auf das Klimacamp Rheinland 2018 und berichtet in diesem Interview vom Klimawandel im Sudan:

Nessrin Hamdoon Klimacamp im Rheinland: Interview ©brandilme.org

Menschen können bei 50° schwer überleben und das Klimachaos zerstörte bereits 18 Mio. ha landwirtschaftlicher Fläche.

NGO’s im Hambacher Forst

Eine andere Perspektive auf “hambi bleibt” als Massenbewegung Luna und Mike von der Hambacher Forst Waldbesetzung im Gespräch mit

Luna und Mike vom Hambacher Forst über Hambi bleibt als Massenbewegung Interview ©brandfilme

brandfilme.org am 7.10.2018 über das Verhältnis der NGO's, die zur Großdemo am 6.10.2018 im Hambacher Forst aufgerufen hatten zu dem politischen Kampf der Waldbesetzung.

Hambi bleibt: Das Politische und die kommende Räumung

LUNA ist Aktivistin im Hambacher Forst und gibt un diesem Interview, das einige Wochen vor

Luna vom Hambacher Forst über die Räumung Interview ©brandfilme

der Räumung des Hambacher Forstes stattfand ein Statement zu dem politischen Kampf der Waldbesetzer*innen, denen es um weit mehr als um die alleinige Rettung des Hambacher Forstes geht.