Filmtrilogie BRAND

Eine Reise im Rheinischen Braunkohlenrevier  und eine Denkreise zum Kern der ökologischen Krise
Eine Film-Trilogie über Fossiles Wirtschaften, Braunkohle, Klimapolitik und den Widerstand im Rheinischen Revier. Von Susanne Fasbender in Kooperation mit dem Hambacher Forst Filmkollektiv.  
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Die Künstlerin Susanne Fasbender bereiste das Rheinische Braunkohlenrevier und schuf ein mehrteiliges umfassendes Filmwerk, in dem sie die Zusammenhänge zwischen Rohstoffabbau, Landnahme, Wirtschaftswachstum und Klimakrise auf beeindruckende Weise analytisch zu fassen weiss.

Die Erkelenzer Börde wird zerstört

"Ein Film, der mit analytischen Mitteln den „Kern der ökologischen Krise“ namhaft macht, mit klug eingesetzten filmischen Mitteln die naturalen, sozialen und emotionalen Wirkungen dieser menschengemachten Katastrophe aufspürt und schließlich mit künstlerischen Mitteln das Ausmaß des unwiederbringlich Verlorenen vergegenwärtigt." Dr. Frauke Tomczak
"Die Trilogie BRAND ist ein wertvoller, umfassender Beitrag zur Umweltkrise. Soziale und ökologische Probleme produktiv zu verarbeiten und ihrem Verständnis durch systematische Strukturierung gerecht zu werden, um Wissensgrundlagen für mehr demokratische Partizipation zu vermitteln, dabei aber nicht auf ihre künstlerische Herkunft zu verzichten, bedarf einer Muße und einer Zeit, die sich die Autorin und Regisseurin dieses Filmwerks genommen hat." Prof. Dr. Sabine Rollberg, ehem. Chefredakteurin ARTE
Großen Dank an alle Interviewpartner*innen und Teilnehmer*innen! Nur mit den hochspannenden Beiträgen von Wissenschaftler*innen, Aktivisten*innen und Bürger*innen konnte die Trilogie BRAND entstehen.

BRAND I Vom Eigentum an Land und Wäldern

„Aber da müssen wir 'ran. Da lügen wir uns glaube ich was in die Tasche, wenn wir glauben, dass wir schnelle Lösungen, einfache Lösungen, die keinem weh tun, und die wir alle ohne Widerstand unterschreiben können, hinkriegen. Weil es geht um Privilegien, die wir uns über 500 Jahre angeeignet und an die wir uns gewöhnt haben. Und die werden wir nicht einfach aufgeben wollen. Deshalb tun wir uns im alten Europa auch sehr viel schwerer mit der Debatte um Alternativen und damit, den Mut zu haben, einfach mal zu denken und uns zu erlauben, diese Diskussion, wie wir uns gutes Leben in Zukunft vorstellen, mal zu haben." Zitat Jutta Kill in BRAND I. Sie ist Biologin und hat zahlreiche Klimaschutzprojekte untersucht.
"Die Künstlerin Susanne Fasbender bereiste das Rheinische Braunkohlenrevier und schuf ein umfassendes Filmwerk, in dem sie die Zusammenhänge zwischen Rohstoffabbau, Landnahme, Wirtschaftswachstum und Klimakrise auf beeindruckende Weise analytisch zu fassen weiss. Sie versteht es, ihren subjektiven, unter dem Eindruck der drohenden Klimaentwicklungen durchaus emotionalen Blick künstlerisch mit einer Filmsprache zu vereinen, die den Film grundlegend unaufgeregt durchzieht. Der Zuschauer bekommt Gelegenheit, in die lokalen Gegebenheiten einzutauchen und dabei gleichzeitig den für industrielles Wachstum und ökologische Zerstörung exemplarischen Charakter nachzuvollziehen, da die Geschehnisse durchgehend von strukturell analytischen Interviews begleitet werden. Der Film lädt das Publikum geradezu dazu ein, sich aktiv an einem für die Zukunft von Mensch und Natur unerläßlichen zivilgesellschaftlichen Diskurs zu beteiligen.
Susanne Fasbender arbeitet den globalen Nord-Süd-Zusammenhang in der Umweltkrise heraus und fordert einen notwendigen gesellschaftlichen Diskurs über die kaum beachtete Frage nach der Finanzialisierung der Natur in Form des Emissionshandels ein, die das Erreichen ehrgeiziger Wachstumsziele mit der Reduktion klimaschädlicher Gase vereinbar machen soll." (S. Rollberg, s.o.)
"Haben sie aufgehört nach Öl zu suchen? Nein. Haben sie aufgehört Rohstoffe in unberührten Naturgebieten zu fördern? Nein. Haben sie aufgehört Schieferöl zu gewinnen? Nein. Haben sie Fracking gestoppt? Nein. Sollten wir also irgendwas von der COP in Paris erwarten, das die Situation verändern wird? Nein – weil, um wirklich ernsthaft etwas zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen zu bewirken, ist es absolut essentiell, die Gesellschaft und die gesamte Wirtschaft neu zu strukturieren." Zitat Prof. Dr. Clive L. Spash in BRAND I. Er ist Herausgeber des internationalen Wissenschaftsjournals Environmental Values und des 2017 erschienenen Routledge Handbook of Ecological Economics, Nature and Society. Er lehrt Public Policy and Governance an der WU in Wien.
Laufzeit 109 Minuten

BRAND II Gegenwart der Dörfer und Bepreisung von Natur

BRAND II erzählt von der Zerstörung einer jahrhundertealten Kulturlandschaft für den Braunkohleabbau im Rheinland bis ins Jahr 2027 hinein. "Der Film macht die Tiefe dieses existentiellen Einschnitts begreifbar, den nicht nur die erzwungene Umsiedlung, sondern das Wissen um die restlose Vernichtung dessen, was das Wort „Zuhause“ mit all seinen bis in die Sprache, bis in die Tradition der Gewerke und einige jahrhunderte alte Familien-geschichten besser trifft, als der hoch aufgeladene und politisch leider missbrauchte Begriff „Heimat." aus Texte zum Film  von Dr. Frauke Tomczak, Literatur- und Filmwissenschaftlerin, Autorin und Dozentin.
Der jahrzehntelange, alles beherrschende Zugriff auf das Land hat die Atmosphäre in der Region zutiefst geprägt. Alles scheint verletzt oder ist in tragischer Erwartung. Die kommende Zerstörung des noch ruhig da Liegenden ist auch in den noch bewohnten Orten allgegenwärtig. Die schon unbewohnten Dörfer sind von Menschen verwaist, während die Vögel den Wildwuchs ihrer Gärten und Parks mit ihrem Gesang begleiten. Die ungezählten uralten hohen Bäume, die die alten Orte bekleiden, werden, wenn es losgeht, als erstes beseitigt.
Ein Gespräch über das gesellschaftliches Naturverhältnis, das Kyotoprotokoll und den Begriff der „imperialen Lebensweise“  wird weitergeführt und eingewoben in die Bilder dieses Landes.
Laufzeit 105 Minuten

 

BRAND III Widerstand im reichen Land

Lange Zeit bevor die Waldbesetzung im Hambacher Forst zu einem zu dieser Zeit noch unvorstellbaren Anziehungspunkt wurde, begann Susanne Fasbender 2012/13 in Kooperation mit dem Hambacher Forst Filmkollektiv mit den ersten Arbeiten zu BRAND III. Hier kommen Menschen zu Wort, die ohne jegliche Rückversicherung einer zivilgesellschaftlichen Akzeptenz oder gar Anerkennung mit der Besetzung des Hambacher Waldes einen radikalen Schritt unternahmen. Damit wird der Film zu einem seltenen Dokument jenseits des Hashtags "Hambi bleibt".
Im November 2012 beendeten Aktivist*innen mit einer aufwändigen Tunnelverschanzung im Hambacher Forst die Stille um die seit 1972 betriebene Abholzung dieses ehemals gigantischen Waldgebietes im Städtedreieck, Köln, Düsseldorf und Aachen. Weit über die lokalen Grenzen hinaus wurde dadurch die Rodung der uralten Hambacher Wälder durch den Energiekonzern RWE bekannt. Heute (Stand 2018) stehen nur noch 10% dieses Waldes. AktivistInnen verschiedener Gruppen hatten es sich zur Aufgabe gemacht, das Rheinische Braunkohlenrevier zu einem Kristallisationspunkt für den Kampf gegen Klimawandel und Naturzerstörung zu machen. 5 Jahre später waren im Sommer und Herbst 2017 zusammen über 10000 Menschen an Protestaktionen rund um die Tagebaue beteiligt.
Susanne Fasbender blickt In BRAND III zurück auf erste Klimacamps im Rheinland, besuchte engagierte BürgerInnen gegen Gesundheitsschäden durch Braunkohleverstromung und erzählt die Geschichte der Waldbesetzung im Hambacher Forst bis zur Räumung im Jahr 2018. Sie hat in Kooperation mit dem Hambacher Forst Filmkollektiv über mehrere Jahre einige der vielen Ereignisse des Widerstandes begleitet, um diese individuellen Grenzüberschreitungen nicht nur zu dokumentieren, sondern ihnen einen Raum zu geben, in dem dahinter liegende Konzepte erklärt werden und persönliche Gedanken zu Wort kommen. AktivistInnen sprechen von Taktiken und Motivation, von ihren Erfahrungen damit, im Wald zu leben und sich gleichzeitig mit ihrem Kampf für eine lebenswerte Zukunft einer antiökologischen Aufstandsbekämpfung auszusetzen. "Die Räumung ist nicht das Ende". So endet BRAND III.
Laufzeit 120 Minuten